Der
Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum
von KISP
und
BPS
Diagnostik –
DNA-Zytometrie
- [Zu
diesem schwierigen Thema, über dessen Bedeutung sich die
Gelehrten streiten und für das eine abschließende
Beurteilung noch aussteht, möchte ich auf eine Seite
der Medizinischen Fakultät der Universität Düsseldorf
verweisen.
-
Über
wenige Themen wird im Forum so heftig debattiert wie über den
Nutzen der DNA-Zytometrie für das korrekte Erkennen der
Aggressivität eines Prostatakarzinoms. Die Diskussionen ziehen
sich über Dutzende von Beiträgen hin und sind nach Meinung
von Ed. teilweise ideologisch gefärbt. Es ist dem Editor nicht
möglich, aus diesen Diskussionsfäden einen repräsentativen
Auszug zu schaffen. Ein Beispiel für einen solchen thread ist
dieser im Jahr 2012 hier
begonnene.
-
Eine
spannende Frage ist der Nutzen der DNA-Zytometrie im Rahmen einer
Entscheidung zu einer Active-Surveillance-Strategie.
Für die Befürworter der Feinnadel-Aspirationsbiopsie
mit anschließender DNA-Zytometrie steht außer Frage,
dass diese der herkömmlichen Bestimmung durch
Zwölf-Stanzen-Biopsie
mit Bestimmen des Gleason-Scores überlegen und dass dies durch
Studien belegt sei. Vom neutralen Standpunkt aus ist allerdings zu
sagen, dass die DNA-Zytometrie ein nicht leitliniengerechtes
Verfahren ist, dessen Relevanz, gerade in Hinblick auf eine
Active-Surveillance-Strategie, in der Medizin noch völlig
unklar ist. In der „Interdisziplinären Leitlinie der
Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der
verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms“ heißt es
dazu: "Auch für die DNA-Zytometrie stehen nach Ansicht der
Autoren nicht genügend Daten zur Verfügung, um den
Routine-Einsatz als prädiktiver Marker für eine aktive
Therapie zu begründen."
-
Über
die prognostische Interpretation der DNA-Bildzytometrie für
Prostatakarzinome gibt diese
Übersicht Auskunft.
-
– Ed]
- Heinrich
Josef schrieb am 19.4.2005:
-
im
BPS Magazin 2/2004, S. 10-14, hatte Herr Prof. Dr. Böcking und
im BPS Magazin 3/2004, S. 13-15, Herr Dr. Samsel zum Thema
"Prostatakrebs und DNA-Zytometrie" geschrieben [die
BPS-Magazine können vom BPS, Anschrift siehe
www.prostatakrebs-bps.de,
bezogen werden – Ed].
Beide Berichte sind hoch interessant und hatten mich veranlasst, die
im Mai 2000 aus meiner Prostata genommenen Stanzbiopsien von Herrn
Prof. Böcking auch DNA-zytometrisch untersuchen zu lassen.
-
Das
Ergebnis liegt nunmehr vor. Die Messung ergab eine "sogenannte
peritetraploide DNA-Verteilung mit Stammlinien bei 2c und 4c. Nach
den Untersuchungen von Tribukait (1993) sollten Männer mit
diesem Tumortyp keiner hormonellen Therapie unterzogen werden. Die
Prognose dieses Typs eines Prostatakarzinoms ist vergleichsweise
gut".
-
Ohne
irgendjemandem eine Schuld zuweisen zu wollen, muss ist feststellen,
dass, wenn ich die Ausführungen von Tribukait, Böcking,
Samsel u. a. zugrunde lege, mir die Androgenunterdrückung,
darunter auch die DHB, eher geschadet als genutzt und letztlich zu
einem höchst malignen hormonrefraktären Prostatakrebs
beigetragen hat (siehe oben). Die notwendige Diskussion hierüber
wird leider nicht geführt. Vielmehr gewinnt man den Eindruck,
als würde diese Auseinandersetzung unterdrückt.
-
Hat
jemand Erfahrung mit der DNA-Zytometrie?
-
Kennt
jemand Ärzte, die sich hiermit befassen und peritetraploide
Prostatakrebse behandeln?
-
Würde
nicht in diesem Fall eine Testosteronerhaltungstherapie helfen? Oder
eine andere Hormontherapie: Östrogen?
-
LudwigS
schrieb darauf am selben Tag:
-
Lieber
Heinrich Josef, das Thema ist zumindest nicht neu hier im Forum. Ich
habe mal einen alten Beitrag von 2002 herausgesucht. Durch die
Ineinanderschachtelung mehrerer Beiträge muss man etwas genauer
hinschauen.
----------------
Geschrieben von Ludwig am 28.
November 2002 20:51:27: -
Als
Antwort auf: Re: Zytometrische Bestimmung der Ploidie des
Prostatakarzinom geschrieben von Christian am 28. November 2002
20:41:25:
-
Werte
Mitkämpfer,
-
bei
einer Abwägung vorhandener Therapieverfahren, so meine ich als
absoluter Anfänger zu verstehen, ist die Kenntnis des
Ploidiegrades/art des Karzinom wichtig.
-
Forumsleser
bitte ich deshalb um Informationen bezüglich vorgenommener
Analysen, ihrer Nutzung bei dann erfolgten Therapieentscheidungen
und Adressen von Institutionen, welche diese Analysen des Zellkerns
vornehmen.
-
Ebenso
bitte ich um Einschätzungen hinsichtlich der Aussage, daß
bei Karzinomen mit tetraploidem DNA Verteilungsmuster eine
Hormontherapie vermieden werden sollte, weil die Hormonbehandlung
die Progression des Tumor begünstige, wohingegen bei diploidem
Muster die abwartende Kontrolle am sinnvollsten sei.
-
Vielen
Dank den Antwortenden und allen das Beste
-
Lieber
Günter,
-
hier
gehst Du aber ins Eingemachte. Bei unseren Prostatakrebsdiagnosen
wird der Ploidiestatus eigentlich überhaupt nicht oder nur in
großen Ausnahmefällen beim Urologen als Diagnosethema
behandelt. In der normalen Progression des Prostatakrebses verändern
sich die Zellen von normalen diploiden Zellen (46 Chromosomen) über
leichte Veränderung bzw. Schädigungen (high grade PIN) zu
tetraploiden und aneuploiden Zellen. Die Pathologen stellen einen
Entdifferenzierungsgrad fest. Dabei sind natürlich typische der
am stärksten veränderten Zellen (aneuplid) am wichtigsten
in die Diagnose einzubeziehen, wie wir ja auch den Gleason Score nur
in der entdifferenziertesten Form als das Maß der
Aggressivität nehmen.
-
Um
Deine Frage nach bestem Wissen zu beantworten: Hormone wirken
entsprechend dem ploidy-Status: diploide Zellen reagieren
hervorragend auf Hormonbehandlung, tetraploide weniger gut und
aneuploide noch schlechter. Von schädlicher Hormonblockade habe
ich noch nicht gehört. Aber ich habe von vielem noch nicht
gehört, was es so in der Wissenschaft gibt. Vielleicht gibt es
etwas, das Deine Frage ausgelöst hat. Am besten Du unterhältst
Dich mal mit einem fähigen Pathologen.
-
Grüße
-
Christian
-
Lieber
Christian,
-
ob
der nachstehende Bericht repräsentativ ist, weiss ich nicht.
Aber er verweist zumindest auf eventuelle Probleme mit
Hormonbehandlung.
-
mfg
Ludwig
-
Abstract
Volume 19 Issue 1 (1998) pp 53-58
übersicht: Zytopathologie
der Prostata
Cytopathology of the prostate -
A.
Böcking
Institut für Cytopathologie,
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf -
Zusammenfassung:
-
Die
transrektale, palpatorisch kontrollierte FNAB der Prostata ist eine
preiswerte und schnelle Methode zur Diagnostik palpabler und
nichtpalpabler Raumforderungen mit hoher Sensitivität (ca.
95 %) und niedriger Komplikationsrate (<1 %). Ihre
Spezifität beträgt 97 %. Der Mangel an geübten
Punkteuren und zytologisch erfahrenen Pathologen schränkt
jedoch bisher die klinische Anwendung der Methode ein. Neben
diversen Formen der Prostatis können fünf verschiedene
Primärtumortypen differenziert werden. Während PIN I
zytologisch nicht diagnostizierbar ist, muß man bei
PIN-II/III-Läsionen mit falsch-positiven zytologischen
Karzinomdiagnosen rechnen. Das zytologische Malignitätsgrading
ist prognostisch relevant und eng mit dem histologischen korreliert.
Die präoperative, radiologisch kontrollierte FNAB pelviner und
paraaortaler Lymphknoten trägt mit einer Sensitivität von
ca. 86 % und einer Spezifität von ca. 100 % zur
Vermeidung wegen Lymphknotenmetastasierung nicht indizierter
Prostatektomien bei.
-
Die
diagnostische DNA-Zytometrie erkennt in den konstant und
repräsentativ diploiden und tetraploiden Prostatakarzinomen
diejenigen, welche nicht nur ein sehr geringes Progressionsrisiko
aufweisen, sondern die auch unbehandelt gegenüber gleichalten
gesunden Patienten kein erhöhtes Sterberisiko mit sich bringen.
DNA-tetraploide Prostatakarzinome zeigen unter Hormontherapie
wahrscheinlich eine Verschlechterung der Prognose. DNA-aneuploide
Prostatakarzinome dürfen nicht abwartend therapiert werden; sie
sprechen auch auf eine Hormontherapie nicht an.
- Reinardo
schrieb am 6.4.2006:
-
In
seiner Schrift "Nuclear Deoxyribonucleic Acid Determination in
Patients with Prostate Carcinomas: Clinical Research and
Application" (1993) untersucht Tribukait auf der Grundlage
einer Studie mit 287 unbehandelten unter kontrollierter Beobachtung
stehender Patienten und 309 mit Hormonentzug behandelter Patienten
den diagnostischen und den prognostischen Wert von DNA-Messungen
mittels der in Schweden gebräuchlicheren
Feinnadel-Aspirationsbiopsie. Die Untersuchung erstreckte sich über
einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren.
-
Er
kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis einer signifikant längeren
Überlebenszeit bei unbehandelten gegenüber mit
Hormonentzug behandelter Patienten. Er führt dies zurück
auf die Vernichtung hormonabhängiger diploider
Tumoranteile,wodurch das Wachstum hormonunabhängiger
tetraploider oder aneuploider Tumoranteile vermehrt gefördert
werde.
-
Er
schreibt: (übersetzt) "Sofern der Tumor aus einer
einzigartigen,hormonabhängigen Zellpopulation besteht, führt
Androgen-Entzug zu ausgezeichnetem klinischen Ergebnis, Schrumpfung
des Tumors, keine Schmerzen, usw. In einem Tumor jedoch, der sowohl
hormonabhängige als auch hormonunabhängige Anteile
enthält, führt Hormonentzug zunächst auch zu einem
guten klinischen Ergebnis entsprechend dem Anteil der
hormonabhängigen Komponente des Krebses. Dessen Eliminierung
führt jedoch zu einem Wachstumsschub der hormonunabhängigen
Komponente.
-
In
Anbetracht dessen kann man hinsichtlich der Überlebensrate von
unbehandelten gegenüber hormonell behandelten Patienten
folgendes sagen: Diploide, also gut oder hochdifferenzierte, Tumore
sind hormonabhängig und werden nach Hormonentzug lange Zeit
ruhig bleiben. Desgleichen wird deren Weiterentwicklung zu
tetraploiden oder aneuploiden Tumoren bei diesen Patienten zu
Gunsten langer Überlebensszeiten unterdrückt. 14 Jahre
Beobachtung in dieser Studie haben nicht ausgereicht zu entscheiden,
ob hormonell behandelte Patienten wirklich einen Überlebensvorteil
haben.
-
Grob
aneuploide, schwach oder schlecht differentierte Tumore sind
hormonunempfindlich. Androgenentzug eliminiert die hormonabhängigen
Teile des Tumors. Das Ergebnis ist schnelleres Krebswachstum zur
Metastasenbildung und signifikant kürzere Überlebenszeiten
im Vergleich zu nicht behandelten Patienten.
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Hoch
interessant ist dass Verhalten tetraploider Tumore, die
normalerweise viele Jahre stabil bleiben gemeinsam mit Androgenen,
aber recht schnell zu wachsen beginnen, wenn man die Androgene
entzieht."
-
Die
Studie Tribukaits (in englischer Sprache) kann angefordert werden
vom Institut für Cytopathologie des Universitätsklinikums
Düsseldorf, Chefsekretariat, Moorenstr. 5 40225 Düsseldorf
gegen Vorauszahlung einer Spende von 5 EURO auf das Konto
Univerdsitätsklinikum Düsseldorf Nr. 10001550
Stadtsparkasse Düsseldorf, BLZ 30050110, Verwendungszweck
Vorhaben 701300646.
-
Würdigung:
-
In
den Fällen rein peridiploider Prostatakarzinome mit niedrigen
Wachstumsraten kann bei älteren, aber auch zunächst bei
jüngeren Männern auf eine belastende Hormontherapie
verzichtet werden, wenn das Tumorwachstum durch 1-2 jährige
Feinnadel-Biopsien kontrolliert wird. Ein Überlebensvorteil
durch Hormonbehandlung ergibt sich bei diesen Tumoren nicht. Viele
unter uns hätten die DHB also gar nicht machen brauchen oder
zumindest den Beginn ohne Schaden hinauszögern können.
-
Operation
und Bestrahlung stellen bei Tumoren peridiploider Beschaffenheit
eine Übertherapie dar. Hackethal hatte Recht. Haustierkrebse
operiert man nicht !!
-
Die
Hormontherapie ist viel mehr als es derzeit geschieht zu
hinterfragen. So haben Männer, die sich einer Strahlentherapie
unterziehen, durch zusätzliche Hormontherapie keinen
Überlebensvorteil, wenn es sich um Tumore nicht peridiploider
Beschaffenheit handelt. (Pollack et al., 2003) Durch die
Hormontherapie kann es zu einer Selektion besonders bösartiger
Tumorzellen kommen. Nach einem anfänglichen missgedeuteten
PSA-Rückgang erleidet der Patient eine durch die Hormontherapie
bewirkte Beschleunigung seines Krebsleidens. (Bichler et al, 1998,
Sauer et al. 20019
-
Prostatakrebs
wird ungenügend diagnostiziert. Jeder Krebs sollte auf seine
DNA-Struktur untersucht und mit dem Betroffenen ein hierauf
fussendes Therapieprotokoll besprochen werden. Wie die Diskussionen
über Erst- und Zweitgutachten gezeigt haben ist der
Gleason-Score ein sehr subjektives Urteil von Pathologen, wohingegen
die Bildzytometrie den Befund objektiviert und auch bessere
Prognosen über das zu erwartende Krebswachstum ermöglicht.
- Ich
bin durch Zufall in der SHG Berlin/Brandenburg auf die von der
Gmünder Ersatzkasse GEK herausgegebene Schrift Prostatakrebs -
Diagnose und Prognose - gestoßen (www.gek.de)
und wundere mich sehr, dass die Thematik der DNA-Bildzytometrie in
den Foren nicht diskutiert wird. Die Thesen sind schlüssig. Die
Diagnostik ist objektiv. Sie führt zu verlässlichen
Prognosen und vermeidet, wenn möglich, eine für den
Patienten belastende Übertherapie, die dem aktuellen
Wissensstand gar nicht mehr enrspricht.
-
Dazu
bemerkte Günter F. am selben Tag:
-
Die
von Dir beigetragene Information – "peridiploider PCa
bedeutet kein wahrscheinliches Krebswachstum" – wird von
Prof. Böcking und Prof. Bonkhoff unterschiedlich beurteilt.
Auch zum aneuploiden oder peritetraploiden PCa sind die Auffassungen
von Prof. Böcking und Prof. Bonkhoff nicht kongruent. Meine
eigene Laienmeinung dazu ist, ich kann nicht beurteilen, wer von
beiden die Datenlage auf seiner Seite hat, trotz Kenntnis der
wissenschaftlichen Studien. Beiden bin ich dankbar für ihren
Einsatz für die Pca-Diagnostik.
-
In
der praktischen Auswirkung bedeutet das für mich, und wie ich
weiß auch für viele andere, die Ploidie des PCa soll
bestimmt werden, und aus der Summe der Diagnosefaktoren (PSA, CGA,
NSE, PAP, Ploidie, Gleason, etc.) ergibt sich eine genauere
Therapieanleitung als aus den wenigeren oder singulären
Diagnoseformen.
-
Udo
E. schrieb:
-
Zur
Veranschaulichung sind Grafiken aus Tribukaits Studie Patienten
online zugänglich unter:
-
http://media.gek.de/downloads/broschueren/GEK-Broschuere_Prostatakrebs.pdf
(750 KB, ohne DSL-Anschluss langsamer).
-
Seite
18
-
Sie
zeigen die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit
unbehandeltem oder hormontherapiertem Prostatakarzinom in
Abhängigkeit von ihrer DNA-Verteilung:
-
A
= peridiploid, B = peritetraploid, C = x- oder multiploid
(Tribukait, 1993)
-
Wie
Reinardo schon sagte, kann die wissenschaftliche Patientenbroschüre
"Prostatakrebs: Diagnose und Prognose" auch bei der GEK
angefordert werden.
-
Wer
gern weiterführende Original-Quellen liest, findet hier weitere
Hinweise:
-
http://media.gek.de/downloads/broschueren/Referenzen_PCa_Broschuere.pdf
-
Englisches
Abstract der Studie:
-
Nuclear
deoxyribonucleic acid determination in patients with prostate
carcinomas:
-
Clinical
research and application.
Bernhard Tribukait
Department of
Medical Radiobiology, Karolinska Institute, Stockholm, Sweden.
Eur
Urol. 1993;23 Suppl 2:64-76 -
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=pubmed&dopt=Abstract&list_uids=7685705&query_hl=4&itool=pubmed_docsum
-
Professor
Bernhard Tribukait sprach im Mai 2005 auf dem Bremer
wissenschaftlichen Symposium zur Diagnostik des Prostatakarzinoms
mit besonderer Berücksichtigung bildzytometrischer Verfahren.
-
Der
Symposiumsband liegt im Druck und wird bei der GEK erhältlich
sein.
-
für
PC-Nutzer ohne DSL-Anschluß, die Probleme mit dem Runterladen
der Broschüre haben, hier ein kurzer Auszug zum Ausdrucken, den
ich für mich und andere Selbsthilfegruppenmitglieder gemacht
habe.
-
PROSTATAKREBS:
Diagnose und Prognose (Auszug)
-
Ist
die DNA-Bildzytometrie zur Aggressivitätsbestimmung des
Prostatakarzinoms besser geeignet als der Gleason-Score?
-
Die
DNA-Bildzytometrie ist zur Prognose des Prostatakarzinoms meist
besser geeignet als der Gleason-Score. Sie liefert auf jeden Fall
wesentliche Zusatzinformationen.
-
Beide
Methoden machen eine Aussage zum Malignitätsgrad des
Prostatakarzinoms.
-
Dabei
ist die Vorhersagekraft (prognostische Validität) durch die
DNA-Bildzytometrie in vielen Studien mit dem Gleason-Score
verglichen und fast durchgängig als besser beurteilt worden
(Ross et al., 1994; Lorenzato et al., 2004).
-
Es
hat sich gezeigt, dass sich die Vorhersagekraft des Gleason-Score
durch die DNA-Bildzytometrie signifikant verbessert und dabei –
und das ist von ganz besonderer Bedeutung – vor allem harmlose
von weniger harmlosen Krebsen der Prostata besser unterscheiden
können (Ross et al., 1994, 1999; Song et al., 1992).
-
Fachliche
Hintergrundinformationen
-
Da
Prostatakarzinome mit mittleren Gleason-Scores (Stufen 5–7)
durchaus DNA-peridiploid oder peritetraploid sein können und
damit prognostisch noch relativ günstig zu beurteilen sind,
überschätzt der Gleason-Score gelegentlich die maligne
Potenz von Prostatakarzinomen.
-
Dies
gilt vor allem für kleine Karzinomherde in Stanzbiopsien, für
die manche Autoren eine niedrige (Stufe 2-4) Gradierung nach Gleason
sogar völlig ablehnen (Sakr et al., 1996; Epstein, 2000).
-
An
diesen wenige Millimeter kleinen Tumorherden lässt sich meist
aber noch eine DNA-Bildzytometrie durchführen.
-
In
vielen Fällen ist also das DNA-Malignitätsgrading dem
Gleason-Score sowohl von seiner Reproduzierbarkeit als auch von
seiner prognostischen Aussagekraft her (Validität) überlegen.
-
Konkret
bedeutet dies, dass sich die Bestimmung des DNA-Malignitätsgrades
zusätzlich zum Gleason-Score empfiehlt, wenn man eine möglichst
präzise Vorhersage des wahrscheinlichen Verlaufes der
Prostatakarzinom-Krankheit und eine Aussage über eine wirksame
Therapieoption wünscht
-
(Song
et al., 1992; Veltrie et al., 1994; Borre et al., 1998; Amling et
al., 1999; Ahlgren et al., 1999; Amling et al., 1998, 1999; Ross et
al., 1999; Mora et al., 1999; Deliveliotis et al., 2003; Jaboloyas
et al., 2004).
-
Wie
häufig sollte eine DNA-Bildzytometrie beim Prostatakarzinom
durchgeführt werden, wenn auf eine Therapie verzichtet und eine
abwartende Haltung („Wait and See“) eingenommen wurde?
-
Sinnvoll
sind DNA-Bildzytometrie-Untersuchungen alle ein bis zwei Jahre, wenn
auf der Grundlage eines entsprechenden DNA-zytometrischen Befundes
(peridiploid oder peritetraploid) zwar ein Prostatakrebs
festgestellt, aus den dargestellten Gründen aber auf
„abwartendes Beobachten“ entschieden wurde.
-
Die
kontrollierenden DNA-zytometrischen Untersuchungen sollten am besten
mittels Feinnadelaspirationsbiopsie durchgeführt werden.
-
Fachliche
Hintergrundinformationen
-
Diese
Empfehlung ist deshalb derzeit sicherheitshalber sinnvoll, da man
über die zeitlichen Verhältnisse einer zwar seltenen aber
möglichen Progression unbehandelter peridiploider
Prostatakarzinome zu höheren Graden der DNA-Aneuplodie bislang
noch keine völlig ausreichenden Kenntnisse hat.
-
Die
Progressionsraten werden auf unter zwei Prozent pro Jahr geschätzt.
-
Das
heißt, dass in zehn Jahren etwa 20 Prozent der peri-diploiden
Prostatakarzinome im Rahmen der sog. Tumorprogression
peri-tetraploid, x-ploid oder multiploid würden.
-
Sollte
sich der Tumor in einer Kontrolluntersuchung zu einem höheren
Malignitätsgrad weiterentwickelt haben, kann dann eine
spezifische Therapie erwogen werden.
-
Macht
die DNA-Bildzytometrie bei lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom
noch Sinn?
-
Auch
bei einer fortgeschrittenen Prostatakrebs-Erkrankung ist die
DNA-Bildzytometrie sinnvoll.
-
Fachliche
Hintergrundinformationen
-
Wie
die deutschen Urologen Al-Abadi und Nagel (1992) zeigen konnten,
entwickeln selbst Patienten, deren Prostatakarzinom die Kapsel
überschritten hatte (Stadium T2 und T3), unter Hormontherapie
kein Weiterwachsen des Tumors und keine Metastasen innerhalb von
neun Jahren, wenn ihr Tumor eine peridiploide DNA-Verteilung
aufwies.
-
97
Prozent dieser Männer überlebten länger als fünf
Jahre.
-
Das
entspricht exakt der Sterbequote gleich alter Männer ohne
Prostatakarzinom in Deutschland.
-
Wahrscheinlich
ist dieses Ergebnis aber nicht als Effekt der Hormontherapie
anzusehen (Vergleich mit unbehandelten Patienten in dieser Studie
fehlt), sondern es hat wohl eher mit den für die
Überlebensraten günstigen Eigenschaften peridiploider
Prostatakarzinome zu tun.
-
Dies
zeigten die Studien des schwedischen Forschers Tribukait (1993), der
belegen konnte, dass hormonbehandelte Prostatakarzinom-Patienten mit
peridiploidem Tumor genauso lange lebten wie Unbehandelte.
-
Macht
die DNA-Bildzytometrie beim Vorliegen von Metastasen Sinn?
-
Auch
wenn Metastasen festgestellt wurde, ist die Wahl dieses Verfahrens
sinnvoll.
-
Fachliche
Hintergrundinformationen
-
Selbst
beim Vorliegen von Knochenmetastasen leben Patienten mit
Prostatakarzinom noch deutlich (signifikant) länger, wenn ihr
Tumor eine „peridiploide“ oder „peritetraploide“
DNA-Verteilung aufweist (Kugler et al., 1997).
-
Diese
Konstellation ist allerdings sehr selten.
-
Auch
hier gilt, dass Patienten mit diesen Tumoren wahrscheinlich keinen
Überlebensvorteil durch eine Hormontherapie haben.
-
Bei
Patienten mit Lymphknoten-Metastasen kommen nach einer Untersuchung
von Pollak et al. (1997) in einem Beobachtungszeitraum von vier
Jahren weder eine lokale Progression noch Fernmetastasen vor, wenn
ihr Prostatakarzinom peridiploid war (Pollack et al., 1997).
-
Macht
die DNA-Zytometrie nach einer operativen Entfernung der Prostata,
einer durchgeführten Therapie Sinn?
-
Ja,
denn sie ermöglicht eine Beurteilung des Therapieerfolges oder
auch (im schlimmsten Fall) des Misserfolges.
-
Nach
einer operativen Entfernung der Prostata, einer durchgeführten
Strahlen- oder Hormontherapie kann die DNA-Zytometrie Aussagen über
den Therapieerfolg ergeben.
-
Ist
der Tumor unter Therapie aggressiver (negative Veränderung des
DNA-Musters) geworden, so sollte man über einen Therapiewechsel
nachdenken.
-
Geht
andererseits der DNA-Malignitätsgrad unter der Therapie zurück,
dann spricht der Tumor auf die Behandlung wahrscheinlich an
(Leistenschneider und Nagel, 1984, Böcking et al., 1985;
Al-Abadi und Nagel, 1995).
-
Außerdem
ist z. B. der Nachweis eines peridiploiden Karzinoms in einer
operativ entfernten Prostata ein vergleichsweise beruhigender Befund
für einen Patienten.
-
Wird
die DNA-Bildzytometrie an pathologischen Instituten deutscher
Universitätskliniken durchgeführt?
-
Ja,
an einigen. An den Universitäten Düsseldorf, Halle und
Berlin zum Beispiel wird die DNA-Bildzytometrie in den jeweiligen
Instituten für Pathologie als Dienstleistung angeboten.
-
Wer
bezahlt die DNA-Bildzytometrie?
-
In
der Regel übernehmen die gesetzlichen und meist auch die
privaten Krankenkassen die Kosten, ansonsten muss sie der Patient
selbst tragen.
-
Die
gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei ihren Versicherten
nach Ausstellung eines Überweisungsscheines durch den
behandelnden Urologen oder den Hausarzt an den Pathologen, der die
DNA-Zytometrie durchführen soll, die Kosten in voller Höhe.
Der
Rechnungsbetrag belastet das Praxis-Budget des Urologen nicht,
sondern das insgesamt „gedeckelte“ Budget der
Pathologen.
Der
Patient muss die Kosten selbst tragen, wenn sich bei Kassenpatienten
der behandelnde Urologe oder Hausarzt weigert, einen
Überweisungsschein an den Pathologen für die
DNA-Zytometrie auszustellen.
Manchmal ist jedoch in solchen
Fällen eine Anfrage bei der jeweiligen Krankenkasse sinnvoll,
ob die Kosten nicht trotzdem übernommen werden.
- Wieviel
kostet die DNA-Bildzytometrie?
-
Das
hängt vom Untersuchungsmaterial und davon ab, ob ein
entsprechender Überweisungsschein vorliegt.
-
a)
Mit Feinnadelaspirationsbiopsie:
-
Bei
Kassenpatienten sofern ein Überweisungsschein vom Urologen
vorliegt vergütet die Krankenkasse je Untersuchung ca. 37,00 €
(EBM 2000plus: Ziffer 19330).
Bei
Kassenpatienten zahlt der Patient selbst (sog. IGeL-Leistung),
sofern kein Überweisungsschein vom Urologen vorliegt. Dann
fallen folgende Kosten an: 61,08 €, Ziffer 4852 + 4865 (GOÄ
analog: 2 x 4815 + 4852) plus Porto 2,20 €.
- b)
Mit Stanzbiopsien oder Operationsmaterial:
-
Bei
Kassenpatienten vergütet die Krankenasse sofern ein
Überweisungsschein vom Urologen vorliegt dem Pathologen ca.
71,00 € (EBM 2000plus: Ziffer 19330 + 19332).
Bei
Kassenpatienten zahlt der Patient selbst (sog. IGeL-Leistung) sofern
kein Überweisungsschein vom Urologen vorliegt.
Dann fallen
folgende Kosten an: 113,54 €, Ziffer 3920 + 4852 + 4865 (GOÄ
analog: 2 x 4815 + 4852) plus Porto 2,20 €.
- Was
muss man als Patient tun, damit beim Prostatakarzinom eine
DNA-Bildzytometrie durchgeführt wird?
-
Den
behandelnden Urologen um eine Überweisung an einen Pathologen
für eine DNA-Zytometrie bitten.
-
Das
eigene Biopsie-Material beim Pathologen anfordern (sollte der
Urologe veranlassen).
Der primär diagnostizierende
Pathologe, der die histologische Diagnose eines Prostatakarzinoms in
der Regel aus der Stanzbiopsie gestellt hat, muss gebeten werden,
das Untersuchungsmaterial an das die DNA-Zytometrie durchführende
Institut zu schicken.
Befürwortet
der behandelnde Urologe die Durchführung der DNA-Zytometrie
nicht, so kann der Patient den Pathologen selbst schriftlich darum
bitten.
In diesem Fall muss die Untersuchung aber selbst bezahlt
werden.
Das Untersuchungsmaterial (Gewebe in Paraffin und
gefärbte Schnitte) ist, wie ebenfalls bereits erwähnt,
rechtlich gesehen Eigentum des Patienten. Der Pathologe hat für
beides eine Aufbewahrungspflicht von 10 Jahren. Er hat kein Recht,
die Herausgabe dieser Materialien an den Patienten (ggf. gegen
Quittung) zu verweigern.
- Benötige
ich für die DNA-Bildzytometrie neues Untersuchungsmaterial?
-
Neues
Untersuchungsmaterial ist in der Regel nicht erforderlich. Die
diagnostische DNA-Bildzytometrie kann am einfachsten an Ausstrichen
von Feinnadelaspirationsbiopsien der Prostata durchgeführt
werden. Auch Stanzbiopsien der Prostata lassen sich noch
nachträglich für die DNA-Zytometrie verwenden.
-
Wer
muss den Pathologen mit der Durchführung einer
DNA-Bildzytometrie beauftragen?
-
Im
Idealfall macht dies der behandelnde Urologe, der dann für
Patienten der gesetzlichen Krankenkassen einen Überweisungsschein
an einen Pathologen für eine diagnostische DNA-Bildzytometrie
ausstellt. Den Auftrag kann aber auch der Patient von sich aus
erteilen.
-
An
wen schickt das die DNA-Bildzytometrie durchführende Institut
den Befund*?
-
An
den behandelnden Urologen oder Hausarzt,
an
das das Untersuchungsmaterial bereitstellende Institut für
Pathologie.
- Erhält
der Pathologe das Untersuchungsmaterial zurück?
-
Der
das Untersuchungsmaterial bereitstellende Pathologe erhält
sowohl die Gewebsschnitte als auch das in Paraffin eingebettete
nicht benötigte Gewebe zurück. Auch Ausstriche von
Feinnadelaspirationsbiopsien werden zurückgegeben.
-
___________________________________________________________________
-
Quelle:
-
Auszug
aus GEK-Broschüre Prostatakrebs: Diagnose und Prognose, S.28ff,
S.33ff
Autoren: Professor Dr. med. Alfred Böcking, Dr. med.
Walter Samsel -
Download:
-
www.gek.de/service/broschueren/therapie/index.html
http://media.gek.de/downloads/broschueren/GEK-Broschuere_Prostatakrebs.pdf
-
Weiterführende
Literatur:
-
http://media.gek.de/downloads/broschueren/Referenzen_PCa_Broschuere.pdf
-
Diskussion
im BPS-Magazin:
-
Heft
3/2005 S.39, Heft 2/2005 S. 19, Heft 3/2004 S.13, Heft 2/2004 S.
10
http://www.prostatakrebs-bps.de/extern/magazin/BPS_Magazin_03_2005.pdf
http://www.prostatakrebs-bps.de/extern/magazin/BPS_Magazin_02_2005.pdf
http://www.prostatakrebs-bps.de/extern/magazin/BPS_Magazin_03_2004.pdf
http://www.prostatakrebs-bps.de/extern/magazin/BPS_Magazin_02_2004.pdf
-
Ralf
schrieb, immer noch am 6.4.2006:
-
Ich
würde der "Würdigung" noch einen fünften
Punkt hinzufügen:
-
5.
Die Studie stammt von 1993, ist also 13 Jahre alt. Die Behandlung
der Patienten hatte dann in den 80-er Jahren begonnen. Es darf
angenommen werden, dass alle mit Hormonentzug behandelten Patienten
einen dauerhaften Hormonentzug hatten, ja dass damals bei den
meisten, wenn nicht allen, von ihnen der "Hormonentzug"
eine irreversible chirurgische Kastration gewesen war.
"Hormonentzug" hört sich halt etwas freundlicher an
als "Kastration". Diese Patienten hatten dann nach einigen
Jahren mit den bekannten Nebenwirkungen wie Osteoprose zu kämpfen,
die sich jedenfalls nicht lebensverlängernd auswirkten.
-
Das
Konzept der intermittierenden Androgendeprivation kam meines Wissens
erst später auf (zuerst durch Nik Bruchowsky), und wurde in
Schweden Mitte der 80-er/Anfang der 90-er Jahre mit einiger
Sicherheit (noch) nicht praktiziert.
-
Die
intermittierende Androgendeprivation (und ihr Ableger, die Dreifache
Hormonblockade mit lebenslanger Erhaltungstherapie mit einem
5alpha-Reduktase-Hemmer) geht von der These aus, dass in der
Therapiepause die überlebenden hormonabhängigen
Krebszellen nach der aktiven Therapie sich wieder vermehren und die
hormonunabhängigen Zellklone, die den Androgenentzug mehr oder
weniger unbeschadet überlebt haben, zurückdrängen.
-
Der
unbefangene Leser könnte aus dem Satz "Er kommt zu dem
erstaunlichen Ergebnis einer signifikant längeren
Überlebenszeit bei unbehandelten gegenüber mit
Hormonentzug behandelter Patienten" den Schluss ziehen, dass
Nichtstun immer noch besser sei als eine hormonelle Therapie. Das
war vielleicht im Schweden der späten 80-er und frühen
90-er Jahre so; dass es heute und bei uns noch so ist (meines
Wissens haben hormonelle Behandlungsformen in Schweden immer noch
kaum einen Stellenwert bei der Behandlung des PK), darf man
zumindest bezweifeln.
-
Dazu
antwortete Udo E. einen Tag später sehr ausführlich:
-
wie
Du weißt, habe ich selbst intermittierende Hormonblockade
gemacht.
-
Ich
hoffe, dass meine Entscheidung von 2003 mit systemischem
Prostatakrebs (hohe Wahrscheinlichkeit für Mikrometastasen wg.
Gleason Score 4+3, vergl. Partin Tabelle)
und jungem Alter (Mitte 50) nicht falsch war, eine kurze aber
maximale Hormonblockade (15 Monate LHRH-A, AA..., ein Jahr
Kastrationsniveau) zu machen.
-
Zwar
ist die Pause meiner Intermittierenden Hormonblockade (IHB, IAD)
bereits überdurchschnittlich lang (20 Monate) und mein PSA
stagniert bei 0,4 ng/ml, aber eine DNA-Zytometrie kannte ich 2003
noch nicht, sonst hätte ich vor der Hormonblockade geprüft,
ob ich den für Hormonblockade bzw. Abwarten prognostisch
günstigen peridiploiden Tumor habe.
-
Nachholen
konnte ich die DNA-Zytometrie vorerst auch nicht, da der Pathologe
Prof. R. aus Hannover sich zuerst weigerte, die Paraphinblöcke
der Biopsie DNA-zytometrischen Zweitbegutachtung an einen Kollegen
zu schicken und sie zuletzt als verschwunden erklärte.
-
Du
weist zu recht darauf hin, dass Tribukaits Forschungen die
permanente Hormonblockade zugrunde lag. Aber sie stellt auch heute
noch die Standardform der medikamentösen Hormonentzugstherapie
dar.
-
Auch
bei kurzen bzw. intermittierenden Hormonblockaden halte ich es für
gerechtfertigt, die Prognose durch ein DNA-zytometrisches
Zweitgutachten des Biopsiebefunds besser abzusichern.
-
Die
DNA-zytometrische Prostatakrebs-Diagnostik ist nicht auf dem Stand
von vor 13 Jahren (Tribukait 1993) stehen geblieben.
-
Prof.
Böcking gab auf dem Bremer Symposium folgenden Überblick
über ihre diagnostische Relevanz für die Hormontherapie,
Prostatektomie, Strahlentherapie etc. in der internationalen
Forschung (Auszug):
-
5.
Zur Prädiktion (Vorhersage)
-
....
-
5.3
Der Überlebenswahrscheinlichkeit
-
Die
DNA-Zytometrie kann wie keine andere prognostische Variable
statistisch valide Aussagen zur Überlebenswahrscheinlichkeit an
einem bestimmten Prostatakarzinom machen.
-
In
einer Untersuchung Tinari et al. (1993) waren unter 81 Patienten mit
Prostatakarzinom in den Stadien T1/T2 M0 nach Prostatektomie oder
unter Hormontherapie nach sieben Jahren nur 3 % der mit diploider
DNA-Verteilung aber 41 % der mit non-diploider Verteilung
verstorben.
-
Bei
Forsslund et al. (1992) war nur einer von 154 Patienten mit
diploidem Prostatakarzinom der Stadien T2-4 unter Hormontherapie
innerhalb von sechs Jahren verstorben.
Die meisten von Ihnen
lebten noch nach 15-25 Jahren. Dagegen waren alle Patienten mit
aneuploidem Muster nach sechs Jahren gestorben.
-
Al-Abadi
und Nagel (1995) belegten mit 271 Fällen von fortgeschrittenem
Prostatakarzinom (T3 N0 M0), dass die Überlebensrate von
Patienten mit diploidem Tumor (n=60) für neun Jahre 88 %
betrug, für tetraploide Karzinome 38 % und für
aneuploide 0 %.
Ahlgren
et al. (1997) belegten für 96 Patienten mit Prostatakarzinom in
den Stadien T2-4 und einer mittleren Beobachtungszeit von 14,5
Jahren eine hochsignifikante Korrelation der DNA-Verteilung im Tumor
mit der Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten vor allen
anderen Variablen, wie Alter, zytologischem Malignitätsgrad,
T-Stadium oder M-Status.
- 5.4
Ohne Therapie
-
Bei
untherapierten Prostatakarzinomen lassen sich mittels DNA-Zytometrie
diejenigen Patienten erkennen, die keine verminderte Lebenserwartung
haben.
-
Für
287 unbehandelte Prostatakarzinome belegte Tribukait (1993)
statistisch hochsignifikante Unterschiede der Überlebenszeit
von Patienten mit diploider und aneuploider DNA-Verteilung ihres
Tumors.
Die Zehnjahres-Überlebensrate betrug für 150
Patienten mit diploiden Tumoren >80 % (bei einem mittleren Alter
von 69 Jahren).
Diejenige gleichalter deutscher Männer
beläuft sich aber gemäß Sterbetafel 2004 der
Privaten Krankenversicherer auf <80 %.
Das bedeutet, dass kein
Unterschied zwischen den Überlebenswahrscheinlichkeiten von
Patienten mit einem unbehandelten DNA-diploidem Prostatakarzinom und
einer gleichalten Vergleichspopulation besteht.
Die
Zehnjahres-Überlebensrate für Patienten mit
DNA-tetraploiden Tumoren betrug noch 70%.
Bei
Tribukait (1993) lebten unbehandelte Prostatakarzinom-Patienten mit
low-grade- low-stage Tumoren genauso lange, wie solche ohne
Prostatakarzinom.
- 5.5
Zum Therapie-Monitoring
-
Änderungen
des DNA-Verteilungsmusters unter konservativer Therapie lassen ein
Ansprechen oder Nichtansprechen des Tumors frühzeitig
vorhersagen.
-
Leistenschneider
und Nagel (1983) beschrieben für 20 Patienten eine signifikante
Rückführung aneuploider DNA-Verteilungsmuster zu
peridiploiden innerhalb der ersten zwölf Wochen nach
konservativer Behandlung, wenn die Tumoren auf die Medikation
ansprachen, mit entsprechend guter Prognose.
Dagegen deuteten
weitere Aneuploidisierungen eine klinische Progression an. Gleiches
beschrieben Al-Abadi und Nagel (1995) für drei Fälle unter
Estracyt- bzw. Buserelin-Therapie.
Böcking
et al (1985) beschrieben für 19 Patienten unter Hormontherapie
eines Prostatakarzinoms eine Korrelation des von ihnen eingeführten
DNA-Regressions-Index (Änderung des DNA-Malignitätsgrades
über die Zeit in Monaten: Δ-DNA-MG / Δ-t) mit der
Überlebenszeit.
- 5.6
Nach Strahlentherapie
Song
et al. (1992) konnten für 65 Patienten mit Prostatakarzinom in
den Stadien B und C eine Non-Progressionsrate von für 64 % 10
Jahre für DNA-low-grade- und von 11% für
DNA-high-grade-Tumoren belegen.
Das Tumorspezifische Überleben
für zehn Jahre betrug 73 % für DNA-low-grade- und
20 % für -high-grade-Tumorpatienten.
- In
der multivariaten Regressionsanalyse nach Cox war die DNA-Ploidie
vor dem Tumorstadium und dem histologischen Malignitätsgrad
(Gleason-Score) die wichtigste prognostische Variable.
-
5.7
Nach Hormontherapie
-
Tavares
et al. (1973) belegten erstmals für hormonell behandelte,
70-jährige Patienten mit DNA-diploiden und –tetraploiden
Prostatakarzinomen gegenüber gleichalten, nicht an diesem Tumor
erkrankten Männern identische Überlebensraten, wohingegen
solche mit aneuploiden Prostatakarzinomen signifikant früher
starben.
-
Heaney
et al. (1977) dokumentierten eine signifikant kürzere
Überlebenszeit für Patienten mit hormonell-versus gar
nicht behandelten Prostatakarzinomen.
-
Ahlgren
et al. (1997) zeigten, dass hormonell oder gar nicht behandelte
Prostatakarzinom-Patienten (n=11) in den Stadien T2-4 mit diploider
DNA-Verteilung und niedriger Proliferationsrate ein niedriges Risiko
von nur 10 % haben, innerhalb von 16 Jahren an ihrem Tumor zu
sterben.
-
Von
154 Patienten mit DNA-diploiden oder tetraploiden Prostatakarzinomen
in den Stadien T2-4 verstarb nach Forsslund et al. (1996) innerhalb
von fünf Jahren unter Hormontherapie nur einer (0,6 %),
während 174 von 180 Patienten mit aneuploiden Tumoren nach fünf
Jahren an ihrem Tumor verstorben waren (97 %).
Das bedeutet,
dass man trotz einer Hormontheapie an DNA-aneuploiden
Prostatakarzinomen wahrscheinlich innerhalb von fünf Jahren
stirbt und mit einer solchen (oder auch ohne) in der Regel länger
als fünf Jahre überlebt, wenn der Tumor diploid oder
tetraploid ist.
-
Pollak
et al. (1997) beschrieben für 184 Prostatakarzinom-Kranke im
regional fortgeschrittenen Stadium D1 mit Lymphknotenmetastasen ein
vier-Jahre progressionsfreies Überleben von 48 % bei
DNA-diploiden und von 14 % bei -aneuploiden Tumoren. Das
Gesamtüberleben belief sich auf 100 % für diploide und 61
% für aneuploide Karzinome.
-
Tribukait
(1993) verglich die Überlebensraten zwischen allen
unbehandelten (n=186) und allen hormonell behandelten (n=166)
Prostatakarzinom-Patienten.
Zwischen diesen ergab sich kein
statistisch signifikanter Unterschied bei Stadium 1- und 2-, Grad 1-
und 2-Tumor-Patienten (bei gleicher Alterszusammensetzung in beiden
Gruppen).
Die Überlebensraten der nicht behandelten
Patienten lagen sogar höher, als die der Behandelten.
-
Tribukait
(1993) untersuchte auch die Überlebensraten aller hormonell
behandelten (n=111) und unbehandelten Prostatakarzinom-Patienten
(=121) mit diploider DNA-Verteilung und beobachtete keinen
Unterschied der Überlebenszeiten.
Unter den Patienten mit
tetraploiden Prostatakarzinomen wiesen die Unbehandelten (n=43)
dagegen signifikant längere Überlebenszeiten gegenüber
den hormonell Behandelten (n=23) auf.
-
Tribukait
(1993) verglich auch die Überlebenszeiten von unbehandelten
high-grade-high-stage-Prostatakarzinompatienten (n=22) mit
derjenigen von hormonell Behandelten (n=32) und stellte ein
signifikant (p=0,05) längeres Überleben der unbehandelten
Patienten fest.
97 %
der hormonell behandelten 180 Patienten mit Prostatakarzinomen
aneuploider DNA-Verteilung starben innerhalb von fünf Jahren,
wohingegen keiner der 123 Patienten mit diploiden und nur einer von
31 Patienten mit tetraploiden Tumoren innerhalb von fünf Jahren
am Tumor verstarb.
- 5.8
Nach Strahlen- und Hormontherapie
-
Aneuploide
Prostatakarzinome unter Bestrahlung profitieren nicht von
zusätzlicher Hormontherapie.
Pollak
et al. (2003) fanden, dass bei 16 Patienten mit DNA-aneuploiden
Prostatakarzinomen eine zur Bestrahlung zusätzliche
Hormontherapie kontraproduktiv war, da die Patienten darunter früher
starben, als nach Bestrahlung alleine (n=16).
- 5.9
Nach radikaler Prostatektomie
-
Lee
et al. (1988) berichteten, dass nach totaler Prostatektomie bei 37
Patienten mit diploidem Karzinom keines innerhalb von fünf
Jahren rezidivierte, wenn die Samenblasen unbeteiligt geblieben
waren.
Mit Beteiligung der Samenblasen taten dies 18 % der
DNA-diploiden Karzinome.
-
Bei
Nativ et al. (1989) zeigte sich bei im Stadium C radikal operierten
Prostatakarzinom-Patienten nur in 8 % nach zehn Jahren bei
DNA-diploiden Tumoren ein Progress, aber in 43 % der
DNA-aneuploiden.
Die Zehnjahres-Überlebensraten betrugen 90
% für diploide und 64 % für aneuploide Tumoren.
Im
Stadium D1 wurde bei diploiden Karzinomen innerhalb von 13 Jahren
nach Operation kein Todesfall am Tumor beobachtet und nur in 15 %
eine Progression in 20 Jahren.
-
Peters-Gee
et al. (1992) beschrieben für 51 Patienten mit radikal
operierten Prostatakarzinomen in den Stadien D1 und D2, dass 76 %
der DNA-aneuploiden Tumoren progredierten, aber nur 53 % der
-diploiden.
-
In
den Stadien A2 und B2 konnten Ross et al. (1994) mittels
DNA-Bildzytometrie an Stanzbiopsien das Vorkommen einer
extraprostatischen Ausbreitung des Tumors (n=89), von Metastasen und
von Rezidiven nach Prostatektomie besser vorhersagen, als mit dem
Gleason-Score (in 15,7 % der DNA-diploiden Tumoren).
-
Von
26 Patienten mit diploidem Prostatakarzinom, die eine Bestrahlung
und Prostatektomie erhielten, verstarb innerhalb von zehn Jahren
keiner an seinem Tumor (Amling et al. (1999).
-
Nach
Mora et al. (1999) traten nach 55 Prostatektomien im Stadium B des
Prostatakarzinoms innerhalb von zehn Jahren kein einziges Rezidiv
auf, wenn der Tumor DNA-diploid war.
Delivelitos
et al. (2003) zeigten für 84 Patienten, dass nach
Prostatektomie innerhalb von fünf Jahren 0 % der diploiden
aber 40 % der aneuploiden Prostatakarzinome rezidivierten.
- Fazit:
-
Durch
Ergänzung der Diagnostik mit der (leider unterfinanzierten)
DNA-Zytometrie könnte Prostatakrebs gezielter therapiert bzw.
und belastende Übertherapie vermieden werden.
- Jürgen
hatte gefragt, wo in Deutschland DNA-zytometrische Diagnostik
durchgeführt wird. Udo E schrieb daraufhin am 10.4.2006:
-
Du
fragtest danach, welche Pathologen in Deutschland DNA-zytometrische
Diagnostik anbieten können.
-
Ich
empfehle anderen SHG-Mitgliedern meist, Paraphinblöcke und
Schnittpräparate von Stanz-Biopsie oder OP entweder an Prof.
Böcking oder andere (Zyto-)Pathologen zu schicken (auf
Veranlassung des Urologen oder Hausarztes per Überweisung).
-
Falls
der Erstpathologe die Paraphinblöcke nicht pflichtgemäß
aufbewahrt hat, ist eine neue (Feinnadel-)Biopsie durch Urologen
möglich, falls man noch eine Prostata oder einen
lokalisierbaren Tumor hat.
-
Da
einige PC-Nutzer Probleme mit dem Download der Broschüre haben,
habe ich einen kurzen Auszug gemacht.
-
Wie
finde ich qualifizierte Cytopathologen?
-
In
der Regel kennt der die Zellen zu diagnostischen Zwecken entnehmende
Arzt auf Zelldiagnostik spezialisierte, beziehungsweise darin
besonders versierte Pathologen oder Pathologische Institute.
-
Diese
können in privater Praxis, in einem Institut, an einem
Krankenhaus oder in einer Universitätsklinik arbeiten.
-
Ihr
Arbeitsplatz sagt nichts über eine eventuell besondere
Befähigung zur cytologischen Diagnostik aus.
-
Diese
wird eher durch den Nachweis einer der bestandenen oben genannten
Prüfungen belegt oder auch durch die Mitgliedschaften in einer
wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Cytologie (zum Beispiel
der Arbeitsgemeinschaft für Cytopathologie der Deutschen
Gesellschaft für Pathologie).
-
Der
Berufsverband Deutscher Pathologen
www.bv-pathologie.dgn.de
-
erteilt
Auskünfte über Institute für Pathologie im Umkreis
eines Patienten oder Arztes.
-
Institute
und Kliniken in Deutschland, an welchen die diagnostische
DNA-Bildzytometrie durchgeführt wird (Stand: 08.09.2004):
-
http://kinzel-web.de/krebsdiagnostik/Wie%20finde%20ich%20qualifizierte%20Cytopathologen.htm
-
Feinnadelaspirationsbiopsie
(Auszug
aus Broschüre Prostatakrebs: Diagnose und Prognose) -
Wer
ist an der Diagnosestellung beteiligt und wer hilft im Falle einer
Krebs-Diagnose, die richtige Entscheidung zu treffen?
-
An
der Diagnosestellung sind zunächst Ärzte beteiligt
(Hausarzt, Urologe, Pathologe, Radiologe etc.).
-
Bei
der Entscheidung über die richtige Therapie können aber
auch Ehepartner, Partner, Kinder, Freunde, Selbsthilfegruppen und
andere erkrankte Männer eine wichtige Rolle spielen.
-
■ Der
Pathologe kann eine detaillierte feingewebliche, zytologische resp.
DNA-zytometrische Diagnose mit Tumortyp und Malignitätsgrad
(Grad der Bösartigkeit) liefern.
-
Daraus
lässt sich,zusammen mit dem Tumorstadium und dem Alter des
Patienten, die Prognose abschätzen.
-
■ Der
Urologe bestimmt das Tumorstadium, ermittelt auf der Grundlage aller
gesammelten Daten (Staging und Grading, siehe Glossar ab S. 38) die
Prognose, macht Therapievorschläge und benennt mögliche
Komplikationen, ihre Wahrscheinlichkeit und gibt auch eine Prognose
über die Heilungschance.
-
Der
Urologe sollte auch eine Aussage machen, ob angesichts der Art des
Tumors, des Tumorstadiums (z. B. T1a), des Malignitätsgrades
(z. B. peridiploid = Grad 1) und des Alters das Leben des
Betroffenen überhaupt bedroht ist.
-
Wie
können Zellmaterial und Gewebeproben zur Prostatakrebs-Diagnose
und zur Feststellung seiner Bösartigkeit gewonnen werden?
-
Voraussetzung
für eine sichere Diagnose ist bei allen in den folgenden
Kapiteln beschriebenen Diagnoseverfahren das Vorliegen von
geeigneten Gewebeproben bzw. Zellmaterial.
-
Das
Untersuchungsmaterial für die Beurteilung kann auf folgenden
Wegen gewonnen werden:
-
■ aus
Gewebepartikeln mittels einer sog. Stanzbiopsie (siehe Frage 3)
-
■ aus
einem Operationspräparat nach operativen Eingriffen an der
Prostata
-
■ aus
Zellmaterial, das mittels einer sog. Feinnadelaspirationsbiopsie
(FNAB, siehe Frage 11) gewonnen wird.
-
Welche
Bedeutung hat die Feinnadelaspirationsbiopsie?
-
Die
Feinnadelaspirationsbiopsie (FNAB) hat eine ganz besondere Bedeutung
zur zytologischen und DNA-zytometrischen Tumorberwertung. Dieses
Verfahren ist für den Patienten vergleichsweise nebenwirkungs-
und schmerzarm. Histologische Untersuchungen, also die Begutachtung
von Gewebeveränderungen etwa durch den Gleason-Score, sind mit
der FNAB-Methode nicht möglich.
-
Was
bringt die Feinnadelaspirationsbiopsie (FNAB) der Prostata?
-
Die
FNAB ermöglicht wichtige Aussagen im Rahmen der
Tumordiagnostik. Die FNAB dient der Gewinnung von Zellmaterial zur
Abklärung eines Tumorverdachtes sowie der Typisierung und
Malignitätsbestimmung eines Prostatakarzinoms.
-
Fachliche
Hintergrundinformationen
-
Die
Feinnadelbiopsie der Prostata ist zu folgenden Zwecken sinnvoll:
-
■ Abklärung
eines Tumorverdachtes, z. B. bei erhöhten PSA-Werten im Blut
oder einem verdächtigen Knoten (als Tastbefund durch den
Enddarm) in der Prostata.
-
Oft
stellt sich dabei auch eine banale Entzündung oder eine
gutartige Vergrößerung der Prostata als Ursache heraus.
-
■ Ggf.
die zytologische Typisierung des Krebses, z. B. ein von den
sekretorischen Drüsen der Prostata ausgehendes sog.
Adenokarzinom, ein von den Zellen der Harnröhrenschleimhaut
ausgehendes sog. Urothelkarzinom, ein von den Drüsenzellen mit
endokriner Funktion ausgehendes sog. neuroendokrines Karzinom usw.
-
■ Ggf.
Bestimmung der Aggressivität des Tumors mittels zytologischem
Malignitätsgrading (siehe Kapitel Zytologische Diagnostik,
Seite 15).
-
■ Ggf.
die objektive Bestimmung der Aggressivität des Tumors mittels
DNA-Malignitätsgrading (siehe Kapitel DNA-Zytometrie, ab Seite
16).
-
Wie
funktioniert die Zellentnahme per FNAB von Zellmaterial zu
diagnostischen Zwecken an verschiedenen Stellen des Körpers?
-
Durch
eine in die Prostata eingeführte, haarfeine Nadel werden Zellen
abgesogen (siehe Abb. 3 und 4).
-
Dazu
wird eine sehr feine (0,7 mm), lange Nadel in einer Führungshülse
aus Metall vom Zeigefinger des Urologen geführt durch den
Enddarm gezielt in die Prostata oder einen dort zu tastenden Knoten
gebracht. Die Punktion kann auch gezielt unter Ultraschallkontrolle
erfolgen.
-
Fachliche
Hintergrundinformationen
-
Die
Feinnadelaspirationsbiopsie (FNAB) ist eine seit vielen Jahren
bewährte, harmlose Methode zur Gewinnung von Zellmaterial zu
diagnostischen Zwecken.
-
Für
die Prostata entwickelte der schwedische Urologe Justus Franzén
dafür im Jahre 1960 ein spezielles Punktionsbesteck. Die FNAB
ist in der Regel nicht schmerzhaft und nahezu komplikationsfrei
(Leistenschneider und Nagel, 1963). Die Nadel ist mit einer normalen
Spritze verbunden. Durch Zug am Spritzenstempel wird ein Unterdruck
erzeugt. Die Nadel wird unter stetigem Sog in der Prostata hin und
her geführt. So können mehrere tausend Zellen aus
verschiedenen Regionen der Prostata entnommen werden. Durch
fächerförmiges Arbeiten kann man Zellproben aus nahezu
allen Bereichen der Prostata gewinnen (und nicht nur aus wenigen
Bezirken, wie bei der Stanzbiopsie). Die aspirierten Zellen werden
anschließend auf einen Glas-Objektträger ausgeblasen,
dünn ausgestrichen, mit alkoholischem Spray fixiert und
gefärbt. So können im Normalfall gut 100 000 Zellen der
Prostata gewonnen und zytologisch (nicht histologisch!) vom
Pathologen begutachtet werden. In den 80iger Jahren war die FNAB der
Prostata Thema auf vielen Fortbildungskongressen deutscher Urologen
(Faul, 1975, Leistenschneider, 1984, Böcking, 1981 Helpap et
al., 1985;).
-
Die
relativ geringe Vergütung im Rahmen der ärztlichen
Gebührenordnung EBM (derzeit 11 D pro zytologischer
Untersuchung) und der Mangel an in der Zytologie erfahrenen
Pathologen in Deutschland sowie das Fehlen einer industriellen Lobby
(z. B. für Nadeln zur FNAB) dürften wohl der Grund
sein, warum diese sanfte Zellentnahme-Methode in Deutschland nicht
weiter verbreitet ist.
-
In
Schweden dagegen ist die Feinnadelaspirationsbiopsie der Prostata
noch heute üblich.
-
Nur
wenn Patienten die FNAB wieder vermehrt nachfragen, werden Urologen
das Punktieren mit der Feinnadel und Pathologen die zytologische
Diagnostik wieder erlernen.
-
Wer
führt in Deutschland Feinnadelaspirationsbiopsien durch?
-
Bedauerlicherweise
wird diese einfache, nebenwirkungsarme, preiswerte aber sehr
wichtige Methode nur von wenigen Urologen in Deutschland angeboten
und durchgeführt.
-
Die
(unvollständige) Liste von Urologen, die FNAB-Unterschungen der
Prostata durchführen:
-
■ Dr.
med. M. Roth und Dr. med. L. Wins
Ärzte für
Urologie
Morianstraße 10
42103 Wuppertal -
■ Prof.
Dr. med. J. Breul
Chefarzt der Urologischen Abteilung des Loretto
Krankenhauses Freiburg
Mercystr. 16
79100 Freiburg -
■ Dr.
med. W.-H. Weidenfeld
Chefarzt der Urologischen Abteilung des
Marienhospitals Düsseldorf
Rochusstraße 2
40479
Düsseldorf -
■ Dr.
med. H. Bliemeister
Praktischer Arzt und Urologe
Hamburger
Straße 14
22952 Lütjensee (bei Hamburg) -
■ Prof.
Dr. med. B. Aeikens
Äskulap-Klinik
Gusauerstr. 8
6440
Brunnen, Schweiz -
■ Dr.
med. E. Hahn
Chefarzt der Urologischen Abteilung des Allgemeinen
Krankenhauses
Grünstraße 35
58095 Hagen -
Nachtrag:
-
Eigene
Nachfrage:
-
Prof.
Dr. Gerald Mickisch & Dr. Roland Mattes
Fachärzte für
Urologie
Partnerschaft
Robert-Koch-Str. 34a
28277 Bremen -
und
weitere Urologen auf Nachfrage
-
____________________________________________________________________
-
Quelle:
-
GEK-Broschüre:
Prostatakrebs - Diagnose und Prognose, Seite 9 ff, Seite 43
Autoren:
Prof. Böcking,
Dr.Samsel
http://www.gek.de/service/broschueren/therapie/index.html
-
Weiterführende
Information:
-
http://kinzel-web.de/krebsdiagnostik/Punktate%20von%20Organen.htm
http://www.sanfte-krebsdiagnostik.de/
- KlausUwe
schrieb am 25.5.2006:
-
Ein
belgischer Onkologe teilte mir mit, das in allen Krankenhäusern
die Geräte zur Feinnadelbiopsie verschrottet im Müll
gelandet sind. Auch kein Urologe wird mehr dafür ausgebildet.
Die Feinnadelbiopsie ist aber ein wichtiger Bestandteil der
DNA-Zytometrie und für die Zukunft unverzichtbar. Diese Methode
wird in Belgien als nicht zweckmäßig angesehen und
deshalb nicht von der Krankenkasse bezahlt.
-
Nun
könnte man sagen: Was geht das uns an, hier zahlt die
Krankenkasse. Aber was ist das für ein vereinigtes Europa, wenn
man sich noch nicht einmal zur Zusammenarbeit auf diesem für
uns so wichtigen Gebiet einig ist?
-
Dazu
schrieb Franz von der SHG Itzehoe und Elmshorn einen Tag später:
-
Ich
vermag nicht zu erkennen, warum Dich dieser Umstand so beschäftigt.
Auch in Deutschland kann kaum ein Urologe diese Methode anwenden.
Die Geräte sind nicht vorhanden, und die Gesetzlichen
Krankenkasse zahlt für eine "normale" Biopsie
wesentlich mehr.
-
Es
folgte eine längere Diskussion mit mehreren Teilnehmern zu den
Themen "Feinnadelbiopsie" und "Zytometrie", die
Urologe fs am 28.5.2006 abschloss mit:
-
Man
braucht keine Feinnadelbiopsie zur DNA-Zytometrie, wie ich schon
einmal schrieb. Die Zytometrie ist selbstverständlich auch aus
der Biopsie und auf Wunsch gleich bei der Diagnosestellung
mitzumachen. Eine erneute Punktion daher überflüssig. Eine
FN-Biopsie alleine ist aber nicht in der Lage, eine saubere
Diagnostik zu gewährleisten (Gleason, neurale oder intraduktale
Invasion, Samenblaseninfiltration, biologische Marker wie bcl2,
Androgenrezeptorstatus etc.). Dafür führt die FNB häufiger
zu falsch-negativen Ergebnissen (Tumor wird übersehen). Deshalb
geht alle Welt von der FNB ab – nicht von der Zytometrie.
- Udo
E. schrieb am 21.6.2006:
-
wie
im alten Forum angekündigt, ist das GEK-Buch [GEK
= Gmünder Ersatzkasse – Ed] mit
dem Bericht vom Bremer Prostatakrebs Symposium jetzt erhältich.
Das Buch kann bei der GEK, dem
Verlag bzw. im Buchhandel bestellt werden:
-
Prognostische
und therapeutische Bedeutung der DNA-Zytometrie beim
Prostatakarzinom
Wissenschaftlicher Bericht über das
Experten-Symposium an der Universität Bremen vom 12.5.05
Dr.
med. Walter Samsel, Prof. Alfred Böcking -
GEK-Edition;
Bd. 41
Asgard Verlag 2006
214 S.
ISBN 3-537-44041-3
Euro
12,90 -
Nachfolgend
einige Zitate aus dem Buch.
-
Prognostische
und therapeutische Bedeutung der DNA-Zytometrie beim
Prostatakarzinom
W. Samsel, A. Böcking -
Vorwort
-
...Der
Prostata-Krebs ist der häufigste bösartige Tumor des
Mannes. Das Robert-Koch-Institut in Berlin berichtet von 40.670
Neuerkrankungen an Prostatakarzinomen bei Männern in
Deutschland im Jahre 2000. Damit steht das Prostatakarzinom an
erster Stelle unter den Neuerkrankungen an Krebs bei Männern
(20,3 Prozent), noch vor Dickdarmkrebs (16,2 Prozent) und dem
Lungenkrebs (15,9 Prozent). Während das Prostatakarzinom bis
zum 50. Lebensjahr als ärztliche Diagnose nur sehr selten
vorkommt, haben von den 70-jährigen Männern schon mehr als
50 Prozent und von den 80-jährigen mehr als 90 Prozent diesen
Krebs („Suchet so werdet ihr finden"). Die meisten dieser
Tumore bleiben aber so klein, dass sie keine Beschwerden machen und
deshalb nur durch Zufall diagnostiziert werden. Aus der Differenz
von Inzidenz (darunter versteht man die Neuerkrankungsrate pro
100.000 Männer pro Jahr), die beim Prostatakrebs 101,4 beträgt
und der Mortalität (darunter versteht man den Anteil der an
Prostatakrebs gestorbenen Männer an allen gestorbenen Männer
eines Jahres), die in Deutschland leider auf einer recht unsicheren
Grundlage mit 27,7 errechnet wurde, leitet sich eine relativ
niedrige scheinbare Letalität (darunter versteht man den Anteil
der Männer, der an Prostatakrebs erkrankt ist und auch daran
stirbt) von 27,3 %. Eine genaue Ermittlung der Sterberate ist
allerdings äußerst schwierig, weil ca. 30 Prozent aller
auf Todesbescheinigungen vermerkten Todesursachen nach neueren
Studien falsch sind. Berücksichtigt man diesen Umstand, so
beträgt die Sterblichkeit an Prostatakrebs in Deutschland 19,4
Prozent.
-
Das
bedeutet: Vier von fünf Männern sterben nicht an, sondern
mit ihrem Prostatakarzinom (Hölzel et al., 2002). Zusätzlich
kann hier noch angemerkt werden, dass in anderen Ländern andere
und zwar meist deutlich niedrigere Sterberaten beim Prostatakrebs
genannt werden. In den USA geht man davon aus, dass im Jahr 2005 nur
etwa 10% der an Prostatakrebs Erkrankten an ihrem Tumor sterben
werden. Fakt ist: Die meisten Prostatakarzinome sind harmlose
„Haustierkrebse". Die beim ersten Blick auf die Statistik
scheinbar relativ ungünstigen Überlebensraten von
Patienten mit Prostatakarzinom ergeben sich nicht aus der
Aggressivität (=Malignitätsgrad) des Tumors, sondern aus
dem hohen mittleren Erkrankungsalter der Patienten von
durchschnittlich 72 Jahren. Die Patienten sind also oft in einem
Alter, in dem auch viele andere Todesursachen nahe sind.
-
Wichtig
ist also zunächst zum Zeitpunkt der Diagnose die genaue
Feststellung, von welcher Art der Krebs ist - ob „Haustier"
(geringer Malignitätsgrad) oder „Raubtier" (hoher
Malignitätsgrad), um einerseits (nebenwirkungsreiche und
Lebensqualität mindernde) Übertherapien möglichst zu
vermeiden und andererseits eine exakte Therapieplanung zu
ermöglichen.
-
Die
Themenstellung des Symposiums „Prognostische und
therapeutische Bedeutung der DNA-Zytometrie beim Prostatakarzinom"
orientierte sich genau an diesem Punkt und setzte dort an. Es ging
dabei vor allem um ein in diesem Kontext wichtiges und
unverzichtbares Diagnoseverfahren – die DNA-Zytometrie. Bei
diesem Diagnoseverfahren handelt es sich -kurz gesagt- um ein
bewährtes, standardisiertes, objektives Messverfahren, das mit
der optischen Mengenmessung der Erbsubstanz (DNA) von Krebszellen
eine genaue Bewertung des Tumors in dieser Richtung zulässt.
Die unterschiedliche Malignität des Tumors ergibt sich über
die sich verändernde Erbsubstanzmenge in den Krebszellen, wie
sie sich mit der Zeit bei der Entwicklung des Tumors findet. ...
-
Und
weitere Zitate aus dem informativen Buch:
-
Prognostische
und therapeutische Bedeutung der DNA-Zytometrie beim
Prostatakarzinom
-
W.
Samsel, A. Böcking:
-
P.
Duesberg
-
Ist
Krebs eine genetische oder eine chromosomale Krankheit?
-
...
-
Zusammenfassung:
-
Konventionelle
Gentheorien haben bisher nicht erklären können, warum
Krebs (1) in Neugeborenen nicht auftritt und nicht erblich ist; (2)
von nicht-mutagenen Karzinogenen verursacht wird; (3) sich erst
Jahrzehnte, nachdem er durch Karzinogene initiiert wurde,
entwickelt; (4) sowohl chromosomal als auch phänotypisch
"unstabil" ist; (5) spezifische chromosomale
Fehlverteilungen oder Aneuploidien enthält; (6) viel komplexere
Phänotypen hervorbringt als gewöhnliche Mutationen, z.B.
"multidrug resistance"; (7) nicht-selektive Phänotypen
herausbildet, z.B. Metastasierung oder Affinität zu nicht
nativen Organen und "Immortalität", die keine
Voraussetzung für Tumorgenese ist; (8) keine krebserzeugenden
Mutationen enthält. Deshalb schlagen wir vor, dass Krebs keine
genetische sondern eine chromosomale Krankheit ist. Nach dieser
Theorie wird Karzinogenese durch unspezifische Aneuploidien
ausgelöst, die entweder spontan oder durch Karzinogene
entstanden sind. Aneuploidie verdirbt Teams von Proteinen, die
Chromosomen bei der Zellteilung verteilen, synthetisieren und
reparieren. Aneuploidie ist somit eine ständige Quelle für
chromosomale Veränderungen, von denen, in klassisch
darwinistischer Manier, Selektion die Entwicklung und dann
Weiterentwicklung von bösartigen Krebszellen begünstigt.
Diese chromosomalen Evolutionen konvergieren bei biologisch
maximalen Entropien von ~3n. Die chromosomale Veränderungsrate
ist proportional zum Grad der Aneuploidie und kann konventionelle
Mutation um 4-7 Grössenordnungen übertreffen. Deshalb
handelt es sich bei Krebszellen um neue Zell-"Arten" mit
spezifischen Aneuploidien aber instabilen Karyotypen, statt um
Mutationen von normalen Zellen. Krebsspezifische Aneuploidien
erzeugen komplexe, maligne Phänotypen über die chromosomal
veränderte Dosis von Tausenden von Genen – genauso wie
Trisomie 21 Down Syndrom hervorruft. Die Chromosomen-Theorie
erklärt, (1) dass Neugeborene krebsfrei sind, weil Aneuploidie
nicht erblich ist; (2) nicht-mutagene Karzinogene als
Aneuploidogene; (3) die lange, "neoplastische Latenzzeit"
mit der geringen Wahrscheinlichkeit, dass sich neue,
konkurrenzfähige Arten entwickeln; (4) nicht-selektive
Phänotypen durch Gene, die Mitläufer von selektiven
Chromosomen sind; (5) Immortalität, weil chromosomale
Veränderungen negative Mutationen neutralisieren und sich
ungünstigen Bedingungen viel schneller anpassen als
konventionelle Mutationen....
-
A.
Böcking
-
DNA-Bildzytometrie
- Methode zur Früherkennung und Malignitäts-Gradierung
bösartiger Tumoren
… -
Der
amerikanische Molekularbiologe Peter Duesberg beschreibt die
Entstehung einer Tumorzelle als Kettenreaktion mehrfacher
Aneuploidisierungen (Duesberg et al., 2004). Dementsprechend
beginnen die meisten Tumoren mit relativ geringen
Chromosomen-Veränderungen, die dann im Lauf der Jahre zunehmen
können. Dies in dem Maße, wie die Bösartigkeit des
Karzinoms (= maligne Potenz) zunimmt ("chain-reaction of
multiple aneuploidizations"). Das heißt, je bösartiger
ein Krebs ist, umso ausgeprägter sind die in seinen Zellen
vorkommenden Chromosomenstörungen (an Zahl und Art) und umso
unterschiedlicher (variabler) sind sie von Zelle zu Zelle. Die
DNA-Zytometrie misst beides, das Ausmaß der chromosomalen
Aneuploidie und ihre Unterschiedlichkeit (Variabilität). Ein
vergleichsweise wenig bösartiger Krebs („Haustier-Krebs")
zeigt demnach in fast allen Zellen noch relativ normale DNA-Gehalte.
Man nennt dies „peridiploid", weil der normale
Chromosomensatz diploid ist (Abb. 10). Ein sehr aggressives
Prostatakarzinom zeigt dagegen sehr hohe DNA-Gehalte (bis zum
10-fachen der Norm) und starke Schwankungen. Der Pathologe spricht
von einer „multiploiden" DNA-Verteilung (Abb. 13).
Dazwischen gibt es noch die „peritetraploide"
DNA-Verteilung (Abb. 11), der z.B. beim Prostatakarzinom immer noch
eine relativ guten Prognose entspricht und die „x-ploide"
Verteilung (Abb. 12). Zwischen „peridiploider" (= Grad
I), „peritetraploider" (= Grad II), „x-ploider"
(= Grad III) und „multiploider" (= Grad IV)
DNA-Verteilung gibt es fließende Übergänge
(Tribukait, 1991). Mit der Zeit kann es im Rahmen der sog.
„zytogenetischen" Tumorprogression" spontan zu einem
Anstieg des DNA-Malignitätsgrades, d. h. des Ausmaßes
chromosomaler - und dementsprechend von DNA-Aneuploidie kommen
(Böcking et al., 1985). Zudem können sich in verschiedenen
Teilen des Tumors unterschiedliche DNA-Verteilungsmuster finden.
Daher muss man, vor allem bei größeren Tumoren (T2, T3,
T4), mehrere (bis zu fünf) verschiedene Proben für die
DNA-Zytometrie untersuchen (Wang et al., 2000).
-
Folgende
Ursachen kommen für die Entstehung von chromosomaler
Aneuploidie infrage: Chromosomen-Brüchigkeits-Syndrome,
ionisierende Strahlen (z. B. Röntgen), mechanische Kräfte
(z. B. Asbestfasern), Virus-Infekte (z. B. HPV), chemische
Agenzien (z. B. Nitrosamine) und Mutationen bestimmter Gene
(z. B. APC)...
-
H.
Al-Abadi:
-
Zytomorphologie
und DNA-Zytometrie beim Prostata-Carcinom und ihre prognostische
Bedeutung
… -
Zusammenfassung
-
Bei
271 Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom wurden
mittels der Einzelzell-DNS-Zytophotometrie die Ploidie, die
DNS-Hetreogenität und die Anteile der Zellzyklusphasen der
Tumoren vor und während der Therapie untersucht, um neben den
bisherigen prognostischen Faktoren (Stadium, Grad) weitere
prognostische Parameter zu finden. Der Zeitraum der
Verlaufsbeobachtung betrug 1 bis 14 Jahre.
-
Von
den 271 Patienten haben 198 Patienten (73,7 %) einen T3 N0
Mo-Tumor, während bei 73 Patienten (26,3 %) ein Stadium
T3/T4 N+ M1 vorlag. 11,8 % der Patienten wiesen den
zytologischen Malignitätsgrad 1, 64,3 % der Patienten den
Malignitätsgrad 2 auf und 23,8 % der Patienten hatten ein
Grad-3-Karzinom. Die Einzelzell-DNS-Zytophotometrie ergab bei den
höheren Malignitätsgraden 2 und 3 eine Aneuploide-Rate bis
zu 71% und eine Diploidie-Rate bis zu 23,8 %. Bei dem
Malignitätsgrad 1 dagegen lag die Diploidie-Rate bei 71% und
die Aneuploidie-Rate bei 15.2 %. Diese Unterschiede sind
signifikant (p<0,001).
-
Zwischen
den Ergebnissen der DNS-Zytophotometrie und dem klinischen Verlauf
bestand eine signifikante Korrelation. Patienten mit diploiden
Tumorzellkernen entwickelten innerhalb einer Beobachtungszeit von 14
Jahren keine Metastasierung und keine lokale Tumorprogression,
während Patienten mit aneuploiden Tumorzellkernen eine
Metastasierung und eine lokale Tumorprogression trotz
Therapieumstellung innerhalb von 8 bis 22 Monaten aufwiesen. Die
Patienten in der aneuploiden Gruppe starben durchschnittlich 21
Monate nach dem Zeitpunkt der Primärdiagnose an ihrem
Tumorleiden.
… -
Schlussfolgerungen
-
• Die
DNA-Ploidie ist ein objektiver, reproduzierbarer, diagnostischer und
prognostischer Parameter.
-
• DNA-Zytophotometrie
korreliert signifikant mit dem klinischen Verlauf
-
• Patienten
mit diploiden und tetraploiden Tumoren entwickelten innerhalb einer
Beobachtungszeit von 14 Jahren keine Metastasierung und keine lokale
Tumorprogression
-
• Patienten
mit aneuploiden Tumoren zeigten trotz Therapieumstellung eine
Metastasierung und lokale Tumorprogression und hatten eine höhere
Mortalität (Mediane Überlebenszeit 21 Monate).
-
B.
Tribukait
-
Klinische
Bedeutung der DNA-Durchfluss-Zytometrie beim Prostatakarzinom
… -
Es
verstarben im vorliegenden Patientengut mehr als 2/3 der unter
60-jährigen Patienten an Karzinomen, aber nur die Hälfte
der 70-jährigen und 1/3 der über 80-jährigen
Patienten. Daraus zu folgern, dass jüngere Patienten mehr
aggressive Tumoren haben als ältere ist jedoch nicht richtig.
Das wird deutlich, wenn man das tumorspezifische Überleben mit
dem Tod durch Prostatakarzinom unabhängige Todesursachen in
Abhängigkeit vom Alter vergleicht (Fig.3). Der Medianwert der
Überlebenskurven für diese interkurrenten Todesursachen
betrug für unter 55 Jahre alte Männer 23 Jahre, für
65-70 Jahre alte Männer 13 Jahre und für über 80
Jahre alte Männer 5 Jahre. Diese Linksverschiebung der
Überlebenskurven mit zunehmendem Alter erfolgt linear um
durchschnittlich 0,6 Jahre/Lebensjahr. Das tumorspezifische
Überleben verblieb mit einem Medianwert von durchschnittlich
8,8 Jahren unverändert für Patienten aller Altersgruppen.
Die prozentual hohe Tumor-Todesrate der jungen Patienten erklärt
sich somit ganz durch die niedrige Prostatakarzinom unabhängige
Todesrate.
-
-
B.
Aeikens
-
Das
Prostatakarzinom, eine Herausforderung für den niedergelassenen
Urologen?
… -
Die
Tumorgraduierung nach der Einteilung von Gleason basiert auf die
Bewertung der Wachstumsmuster des Karzinoms unter Berücksichtigung
unterschiedlicher Karzinomarchitekturen. Die Graduierung erfolgt
aber nach subjektiven Kriterien des Pathologen und ist messtechnisch
nicht objektivierbar. Zytologische Malignitätskriterien finden
bei dieser Graduierung keine Anwendung. Im Gegensatz dazu basiert
die Auswertung der Saugbiopsie fast ausschließlich auf
zytologische Kriterien. Aufgrund der andersartigen
Präparateaufbereitung bleiben feinste aussagefähige
zytologische Strukturen der Zelle erhalten, die sonst bei der
Paraffineinbettung verloren gehen. Eine Quantifizierung und damit
Objektivierung des DNS-Gehaltes des Zellkerns mit Hilfe
mikroskophotometrischer Messverfahren ist somit möglich, so
dass die Ploidie-Rate bestimmbar und damit eine bessere Beurteilung
der Malignität möglich ist. Bisher hat dieses vor mehr als
30 Jahren in Schweden entwickelte Untersuchungsverfahren jedoch kaum
Anwendung gefunden, da die zytologische Beurteilung eines sehr
erfahrenen Zytologen bedarf, um reproduzierbare Ergebnisse zu
liefern. Historisch gesehen wurde die Zytopathologie im
deutschsprachigen Raum eher stiefmütterlich behandelt, dies mag
eine Erklärung dafür sein, dass diese Methode bisher nicht
den ihr zustehenden Stellenwert in der Diagnostik erlangt hat.
… -
In
den Leitlinien zur Therapie des „klinisch" lokal
begrenzten Prostatakarzinoms (T1-2) wird bei einer Lebenserwartung
von mehr als 10 Jahren als kurative Maßnahme an erster Stelle
die radikale Prostatavesikuloektomie mit partieller Lymphadenektomie
empfohlen, eine Therapie, die dem Patienten das Bewusstsein
vermittelt, durch die Operation vollständig vom Krebsleiden
geheilt zu sein. Dies ist jedoch ein Trugschluss…
-
K.H.
Bichler
-
Bedeutung
der DNA-Bildzytometrie für die Therapieplanung beim
Prostatakarzinom (PCa)
-
Willet
Whitmore hat vor über 20 Jahren zur Problematik der Behandlung
des Prostatakarzinoms geäußert:
-
„Wenn
die Behandlung des Prostatakarzinoms möglich ist, ist sie
notwendig, und wenn die Behandlung notwendig ist, ist sie möglich?"
-
Wir
können feststellen, dass diese Aussage noch genau so relevant
ist für die Behandlung des PCas wie vor zwei Jahrzehnten.
Vielleicht noch bedeutender, da wir mit besseren diagnostischen und
therapeutischen Möglichkeiten eine wesentlich differenziertere
Behandlung durchführen können und eine subtile
Entscheidung beim einzelnen Patienten gefordert ist. Dabei ist zu
bedenken, dass noch vor ca. 30 Jahren die Behandlung des PCas
gleichzusetzen war mit einer hormonellen Therapie.
… -
Wie
auch bei anderen diagnostischen Methoden, die bioptisches Material
zur Grundlage haben, ist für die Aussagefähigkeit der
DNA-Zytometrie die Heterogenität des PCa zu bedenken. Das PCa
besitzt eine ausgeprägte Heterogenität im Vergleich zu
anderen Malignomen, erkennbar an der Expression von Molekularen
Markern [9, 15]. Hier kommt der Gewebsentnahme eine besondere
Bedeutung zu (Abb. 5). So kann die Erfassung der Heterogenität
durch die Zunahme der Zahl von TRUS-gesteuerten Biopsien verbessert
werden.
-
Mit
Rücksicht auf diese Gegebenheit wird heute eine größere
Zahl von Stanzen preferiert (10, 12, 15 evtl. 18! oder eine
Wiederholung der Sextantenbiopsie) [11]. Wiederholung der Biopsie
ergibt in 10 bis 20 % Treffer während eine dritte oder
vierte nur noch ca. 5 % aufweist.
- KlausUwe
schrieb am 19.6.2006 unter dem Betreff "Sich schlau machen
lohnt sich":
-
Heute
hatte Prof. Dr. A. Böcking
mich angerufen, um mir einige Ergebnisse der DNA-Bild-zytometrischen
Analyse mitzuteilen. Er stellte mir sofort die Frage, ob ich bereits
eine Hormontherapie begonnen habe, meine Antwort war nein.
-
Das
sei gut so. Bei meinem Hauskrebs Grad 2 in Verbindung mit der
DNA-Begutachtung wäre eine Hormontherapie das Verkehrteste was
ich machen könnte. Aus dem Hauskrebs würde sich
höchstwahrscheinlich ein hochaggressiver Krebs entwickeln.
-
Wenn
ich nun voreilig (wie ich es vorhatte) eine DHB gemacht hatte, so
wäre der Schaden hinsichtlich meiner Lebenserwartung riesengroß
gewesen [Anmerkung:
Dies ist eine alleinstehende Meinung
von Prof. Böcking, die wir mit unserem derzeitigen Wissen weder
bestätigen noch widerlegen können – Ed].
-
Mein
gut gemeinter Rat: Jeder sollte eine DNA-zytometrische Analyse
machen lassen.
-
Für
mich ist es heute ein sehr glücklicher Tag.
-
Christian
schrieb einen Tag später dazu:
-
Was
es nicht alles gibt.
-
Dass
durch eine Hormonblockade ein Haustierkrebs zum Raubtierkrebs wird,
höre ich zum ersten mal. Es widerspricht jeglicher praktischer
Erfahrung mit HB, die seit 1945 millionenfach eingesetzt wurde. Ich
habe zwar auch schon von durch Zytometrie entdeckten nachteiligen
Veränderungen der Zellstruktur infolge der HB gehört, aber
das ist wohl auf Ausnahmefälle beschränkt.
-
Es
gibt gewichtige Stimmen, die der Meinung sind, eine zytometrische
Untersuchung ist bei modernen pathologischen Geräten, Verfahren
und Kenntnissen überflüssig und kann kaum sinnvolle
Wirksamkeitsaussagen über Therapieformen (Hormonblockade,
Strahlentherapie) machen.
-
Ein
riesengroßer Schaden durch Hormonblockade? Wenn es sich
hierbei nicht um eine seltene Einzelkonstellation von Zellstrukturen
sondern eine allgemein zu erwartende Folge der HB handeln soll, dann
ist das schon eine seltsame Einzelmeinung.
-
Carola-Elke
antwortete darauf:
-
ganz
von der Hand zu weisen ist diese molekulargenetische Eigenschaft
mancher PCa nicht. Die Androgenrezeptormutation kann bei bestimmten
Karzinomen durch die Einnahme von Steroidhormonen gefördert
werden.
-
http://diglib.uni-magdeburg.de/Dissertationen/2005/albroepke.pdf
-
"....
zeigen die mutierten AR-Gene oft eine veränderte Spezifität
in der Bindung von unterschiedlichen Hormonen.
-
Die
Analyse einiger mutierter AR zeigte, dass tumorspezifische
Mutationen die Steroidbindungseigenschaften und somit die Antwort
auf Anti-Androgene, Östrogene und Gestagene beeinflussen können
(Veldscholte et al., 1990; Culig et al., 1993; Peterziel et al.,
1995; Taplin et al., 1995; Shi et al., 2002)
.... -
Verschiedene
Studien unterstützen die Hypothese, dass die Amplifikation des
AR-Gens verantwortlich für die Entwicklung einer
Hormonresistenz ist (Visakorpi et al., 1995a; Koivisto et al.,
1997).
-
Eine
Amplifikation des AR-Gens wurde bei 20 bis 30 % der Patienten
mit hormonrefraktären Prostatakarzinomen gefunden (Koivisto et
al., 1997; Gregory et al., 1998; Bubendorf et al., 1999; Miyoshi et
al., 2000; Kaltz-Wittmer et al., 2000; Linja et al., 2001).
-
Durch
diese AR-Genamplifikation kommt es zu einer bis zu sechsfach höheren
Expression des AR-Gens (Linja et al., 2001)."
-
Näheres
hierzu in diesem Faden, der Hinweise auf interessante Dissertationen
enthält: http://forum.prostatakrebs-bps.de/showthread.php?t=207
-
Ich
nehme an, Uwe meint alleine die androgenunabhängigen Zellen,
die meistens von Anfang an vorhanden sind, im Anschluss an eine HB
übrigbleiben und sich hinterher um so rascher vermehren.
-
Die
Dissertationen enthalten stellenweise aber ebenfalls Hinweise
darauf, dass manche PKs auf die antiandrogene Behandlung besonders
stark negativ reagieren könnten, weil bei ihnen die
Amplifikation des Androgenrezeptor-Gens geradezu stimuliert wird.
-
Amplifikation
> http://de.wikipedia.org/wiki/Amplifikation_%28Genetik%29
-
Sicherlich
sind diese molekularbiologischen Erkenntnisse nicht unbedingt ein
Thema in der täglichen Praxis.
-
Dieter
aus Husum meinte am selben Tag:
-
Zitat:
-
Zitat
von cligensa am 20.06.2006
-
Es
gibt gewichtige Stimmen, die der Meinung sind, eine zytometrische
Untersuchung ist bei modernen pathologischen Geräten, Verfahren
und Kenntnissen überflüssig und kann kaum sinnvolle
Wirksamkeitsaussagen über Therapieformen (Hormonblockade,
Strahlentherapie) machen.
-
Da
hat aber Helpap in Magdeburg etwas ganz anderes gesagt, nämlich:
-
Zitat:
-
Zitat
von Helpap sinngemäß
-
DNA-Zytometrie
ist ein gutes zusätzliches Verfahren. Korrekter Gleason deckt
sich mit Werten aus der DNA-Zytometrie.
- Reinardo
schrieb am 6.7.2006:
-
"Die
Gmünder Ersatzkasse GEK ist die fünftgrösste
bundesweit tätige Krankenkasse. Rund 1,5 Millionen Menschen
sind bei der GEK versichert. Ein bundesweites Netz mit derzeit über
180 GEK-Standorten garantiert den individuellen Service.
-
Zum
neunten Mal in Folge wurde die GEK im Jahr 2005 als die
kundenfreundlichste Krankenkasse Deutschlands unter den frei
wählbaren Krankenkassen ausgezeichnet.
-
Die
GEK ist Anwalt der Versicherten. Sie versteht sich als Sprachrohr
der Versichertengemeinschaft.
-
Vor
diesem Hintergrund betreibt die GEK Gesundheitsanalysen mit dem
Ziel, Determinanten des gesundheitlichen Wohlergehens zu
identifizieren, um mit diesen Ergebnissen auf bessere
Versorgungsstrukturen hinzuwirken.
-
Die
GEK strebt Rationalisierung anstelle von Rationierung in unserem
Gesundheitssystem an". (GEK-Schriftenreihe).
-
Dieter
Hebel ist der Vorstandsvorsitzende dieser ungewöhnlichen
Krankenkasse.
-
Im
zweiten Halbjahr 2005 hat die GEK die in diesem Forum mehrfach
zitierte Broschüre "Prostatakrebs: Diagnose und Prognose"
auflegen lassen. Dieses Heft ist kostenlos in den GEK-Standorten
oder im Internet als PDF-Datei (www.gek.de), Bereich Service -
Broschüren - Therapie Broschüren erhältlich.
-
Nun
ist auch in der Reihe "GEK-Edition" unter dem Titel
"Prognostische und therapeutische Bedeutung der DNA-Zytometrie
beim Prostatakarzinom" der wissenschaftliche Bericht über
das Experten-Symposium an der Universität Bremen vom 12. Mai
2005 erschienen, der im Buchhandel unter ISBN 3-537-44041-3
(GEK-Edition Bd. 4) zum Preise von EUR 9,90 bestellt werden kann.
-
Es
finden sich in der Edition die Beiträge von P. Duisberg, A.
Böcking, H. Al-Abadi, B. Tribukait, H. Bonkhoff, B. Aeikens,
K.H. Bichler, eine Zusammenfassung der Diskussionen und ein
Konsensus Statement der Teilnehmer des Symposiums zum
DNA-Malignitätsgrading.
-
Hebel
schreibt in seinem Geleitwort: "Und wir haben ehrlich gesagt zu
Beginn Zweifel gehabt, ob wir der Darstellung glauben können,die
uns gegeben wurde. Den Medizinern, die sich mit bildzytometrischen
Verfahren beschäftigten und die uns sagten,sie könnten mit
ihren Methoden bessere oder genauere Aussagen zur jeweiligen
Bösartigkeit des Prostatakrebses machen, haben wir zunächst
nicht geglaubt.Wenn diese Methode einfach zu lernen ist und für
die Wahl der Therapieoptionen beim Patienten zusätzliche
wertvolle Hinweise gibt, warum wird sie dann nach unseren Recherchen
bei den etwa 3.000 niedergelassenen Ureologen wie auch im
Krankenhaus vergleichsweise selten angewandt?Aber je länger wir
uns Beleg um Beleg aus der internationalen Literatur vorlegen und
erklären liessen,desto sicherer sind wir geworden,dass hier ein
Schatz zugunsten einer qualitativ besseren Patientenversorgung zu
heben ist. Darin haben uns auch die Urologen bestärkt, denen
wir das Material vorgelegt haben."
-
Ich
möchte bemerken, dass insbesondere die Forschungsergebnisse von
B. Tribukait und H. Al-Abadi, über die ich in
früheren Beiträgen berichet habe, in der vorliegenden
Edition jetzt auch in deutscher Sprache vorliegen und damit einem
größeren Kreis Interessierter zugänglich sind. Die
Darstellung in den Beiträgen orientiert sich am gesprochenen
Wort, richtet sich zwar an Urologen, ist daher aber auch für
medizinische Laien (noch) verständlich. Zu Tribukait möchte
ich in Erinnerung rufen, dass seine Forschungsergebnisse die derzeit
häufig beobachtete Praxis der unterschiedlosen und
bedenkenlosen und z. T. auch alleinigen Verordnung der
Hormon-Entzugstherapie bei hoch malignem Prostatakrebs in Frage
stellen. Bezgl. Prostatakrebse niedriger Malignitätsgrade
schreibt Tribukait, hätten 14 Jahre Beobachtung nicht gereicht
nachzuweisen, dass mit Hormonentzug behandelte Patienten gegenüber
nicht behandelten einen Überlebensvorteil haben.
- Klaus
(A) schrieb am 16.10.2007:
-
im
Rahmen meiner Entscheidungsfindung, was ich jetzt in meiner
Situation unternehmen werde habe ich mir auch die hier öfters
erwähnte Broschüre "PK – Diagnose und Prognose"
der Gmünder Ersatzkasse schicken lassen. Der Inhalt der
Broschüre stammt überwiegend aus der Feder von Prof.
Böcking.
-
Meine
(teils kritischen) Anmerkungen hierzu:
-
1.
Die Ausführungen über die DNA Zytrometrie sind
hochinteressant; die Schlussfolgerungen sind nachvollziehbar.
-
2.
Wenn die grundsätzlichen Erkenntnisse über die
Konsequenzen dieser DNA Zytrometrie durch Tribukait schon in den
90er Jahren gewonnen wurden, warum werden diese Erkenntnisse weder
in den USA noch in Europa bisher in der Diagnostik und
Behandlungs-Entscheidung ernsthaft in Betracht gezogen???
-
3.
Offensichtlich ist die DNA Zytrometrie und vor allem die daraus
folgenden Behandlungsentscheidungen (noch) nicht medizinischer
Standard.
-
4.
Wenn aber Punkt 3 richtig ist, dann ist der hochinteressante Artikel
in der GEK-Broschüre vollkommen fehl am Platz! Ein solcher
Artikel gehört an anderer geeigneter Stelle veröffentlicht!
-
Warum
sage ich das?
-
Eine
Broschüre einer Krankenkasse, die über die Krankheit PK
informiert, sollte nicht durchweg über eine Diagnostik und
deren Behandlungs-Konsequenzen berichten, die nicht allgemein
anerkannte medizinischer Standard sind.
-
- Wenn
jemand mit der Diagnose PK konfrontiert wird,
- wenn dann
dieser die für seinen Fall wichtige Broschüre seiner
Krankenkasse anfordert,
- wenn dann dieser die dort
beschriebenen DNA Untersuchungen machen lässt,
- wenn
dann dieser entsprechend der Broschüre seine Schlussfolgerungen
mit seinem Arzt bespricht, -
ja
dann kommt er in große Schwierigkeiten und Unsicherheiten,
denn sein Arzt wird mit großer Wahrscheinlichkeit auf
etablierte Standards verweisen, die der Konsequenz widersprechen,
dass man auch bei relativ hohem PSA aber bei diploider DNA keine HB
machen sollte.
-
Es
ist nicht meine Absicht, die Erkenntnisse über DNA-Zytrometrie
in Frage zu stellen.......im Gegenteil, ich bin beeindruckt.
-
Allerdings
sollten die sowieso schon meistens überforderten Patienten in
einer Broschüre ihrer Krankenkasse nicht mit einer
Diagnostik/Behandlungsmethode konfrontiert werden, die allgemein
noch gar nicht anerkannt ist und in den Praxen nicht befolgt wird.
-
Dazu
schrieb Günter Feick am selben Tag:
-
Von
Deiner individuellen Krankheitsgeschichte zum Grundsätzlichen
der DNA Zytometrie.
-
In
diesem Forum wird seit 2002 in nicht geringem Maße über
die DNA Zytometrie informiert.
-
Seitdem
ist Lesern dieses Forums deutlich:
-
1.
die DNA Zytometrie ist objektiv, reproduzierbar und preiswert.
2.
Das Ergebnis ist stark korrelierend mit den Gleason Werten eines PCa -
Aber
die DNA Zytometrie kann nicht:
-
1.
unterscheiden zwischen einem HGPIN und einem Prostatakarzinom,
2.
die Marker P53, Bcl-2, EGF-R1 und EGF-R2 (HER2/neu) und
Androgenrezeptor-Amplifikation, etc. bestimmen,
3. Chromogranin A
nachweisen – peridiploide Karzinomzellen können auch
Chromogranin-A-positiv sein und sind somit nicht als ungefährlich
einzustufen,
4. nicht die Tumorlokalisation, die Ausdehnung pro
Stanze, eine Nervenscheideninvasion und Lymphspalteneinbrüche
erkennen. -
Die
immer wieder zitierte Prof.-Tribukait-Studie berücksichtigt
nicht:
-
1.
Die Bedeutung von adrenalem Testosteron, Androstendion, DHEA und
DHEA-S, die in der Prostata zu Dihydrotestosteron synthetisiert
werden und bis zu 50 % des gesamten Dihydrotestosteron
ausmachen können.
2. Die signifikante Senkung des
Chromogranin-A-Serumwertes durch die intermittierende
Androgenblockade. -
Die
Uropathologie hat bis heute bereits weitere Differenzierungen bei
der Bestimmung der Histologie und in der Immunhistochemie
entwickelt. Diese Information kann die DNA-Zytometrie nicht liefern.
Die Biologie des PCa ist komplexer als manche von uns zu glauben
scheinen. Die Entwicklung zu einem hormonrefraktären PCa ist
nicht abhängig von Hormonmodulation. Das Fortschreiten der
Erkrankung in unterschiedlicher Form bei Männern mit scheinbar
gleichen Voraussetzungen kann noch nicht erklärt werden, weder
bei Männern mit Hormotherapie noch bei Männern ohne
Hormontherapie.
-
P.S.:
Noch dieses Zitat aus einer Prof.-Tribukait-Studie:
-
Der
prognostische Wert von Gesamt-PSA im Gewebe aus
Feinnadelaspirationsbiopsien wurde verglichen mit dem gesamten (T)
und dem freien PSA im Serum , dem Verhältnis von freiem und
Gesamt-PSA im Serum, Tumorgrad, zytologischen Stadium und der
DNA-Ploidie bei 179 Patienten mit Grad-T2- bis -T4-PCa. Patienten
ohne Knochenmetastasen zur Zeit der Diagnose wurden mit Orchiektomie
oder GnRH-Analoga oder hohen Dosen parenteralem [unter
Umgehung des Magen-Darm-Traktes verabreichtem – Ed]
Estrogen behandelt. Sie wurden 71 Monate bzw. bis zu ihrem Ableben
beobachtet. PSA im Gewebe erwies sich als der wichtigste
Prognosefaktor für das Überleben. 93% der Patienten mit
niedrigem PSA waren progredient [ihre
Erkrankung schritt fort – Ed], und 87 % dieser
Gruppe verstarben an PCa. Von den Patienten mit mittleren PSA-Werten
waren 15 % progredient und 10 % verstarben an PCa. Kein
Patient mit hohem T-PSA war progredient. Ähnlich aber weniger
deutliche Verbindung zwischen Tumorprogress und PCa-spezifischem Tod
bestand bei den Prognosefaktoren klinisches Stadium, zytologischem
Grad und DNA-Ploidie. Das T-PSA war der einzige wichtige
Prognosefaktor. Das bewahrheitete sich auch für die Untergruppe
der Patienten mit Stadium-T2- und -T3-Erkrankungen. Die Studie
zeigte, dass Gewebe-PSA anderen routinemäßig genutzten
Markern für die Prognose der Lebenserwartung von
hormonbehandelten Patienten mit primären PCa überlegen
war.
-
PMID:
10656445 [PubMed - indexed for MEDLINE]
- Pünktlich
am 1.1.2008 begann eine Diskussion über die DNA-Zyometrie auf
einem Niveau, wie man es sich als Forumsbetreiber nut wünschen
kann.
-
Hartmut
schrieb:
-
die
im Forum in letzter Zeit häufig angeführten Thesen
Tribukaits und Böckings, nach denen die HB ein Anwachsen der
malignen Krebszellen fördert und deshalb bei tetraploider
Verteilung schädlich sei, hat offensichtlich mittlerweile nicht
wenige Forumsmitglieder in ihren Bann gezogen. Ich möchte daran
erinnern: Noch im November 2006 hat Prof. Böcking in einem
Brief an die SHG Husum geschrieben: „Die Hormontherapie
eliminiert … die peridiploiden und peritetraploiden und
schafft Platz für die x-ploiden und multiploiden Tumorzellen.“
Ohne dass neue Erkenntnisse vorlägen, hat die Diskussion eine
Verschiebung ihrer Argumente vorgenommen: die „Bösen“
sind nunmehr schon die tetraploiden Zellen. Die Hormontherapie sieht
sich einem Frontalangriff ausgesetzt. Bei K. H. Bichler,
einem der Autoren in der GEK-Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse,
Band 41, wird mit der Beschreibung eines Fallbeispiels zu obiger
These ein schaurig-abschreckendes Szenario zur Wirkung der
Hormontherapie präsentiert: „Der anfänglich
weitgehend diploide Tumor mit einigen aneuploiden Zellen ändert
im Verlauf weniger Wochen, bis zu drei Monaten über
hypotetraploid zu multipel aneuploid und damit zu einer schlechten
Prognose.“ (S. 177) Erfreulicherweise wurden bei dem
Beispiel die PSA-Werte und Prüfzeitpunkte für die DNA
mitgegeben. Beim Beispiel-Patienten war nach einem PSA-Anstieg von
1,0 auf 5,5 binnen eines Monats, d. h. einer VZ [(PSA-)
Verdoppelungszeit – Ed]
von
12,6 Tagen (!) eine Hormontherapie begonnen worden, und man hatte
ihm bei der Ausgangs-DNA eine diploide Verteilung bestätigt
gehabt. Man möge sich die Schaubilder auf S. 178 des
erwähnten Aufsatzes kritisch anschauen: Ist dies nicht
gleichermaßen ein Beispiel für die Unzulänglichkeit
der DNA-Bildzytometrie? Hochaggressiven Zellen waren schon vor der
Therapie vorhanden und werden nicht dargestellt!? Hinterher pickt
man dann in den Haufen der übriggebliebenen resistenten
Zellkolonien und präsentiert die verschlechterte Malignität
als Ergebnis der HB. Ein an sich banaler, keineswegs mit neuen
Erkenntnissen behafteter Vorgang der Herausbildung eines
Therapieergebnisses, nämlich der Selektion therapieresistenter
Zellen, wird dämonisiert und gegen die Therapie gerichtet, der
Blindheit gegenüber solchen Vorgängen unterstellt wird.
Ein weiteres von Bichler aufgezeigtes gegenteiliges Fallbeispiel ,
ebenfalls mit Ausgangs-DNA diploid verblieb nach mehrjähriger
HB trotz zwischenzeitiger tetraploider Verteilung bei diploid
(Schaubilder S. 179). Fast kleinlaut mutet die Erläuterung
hierzu an: „Die Diskrepanz zu den Thesen von Tribukait könnte
sich darin begründen, dass es sich hier nur um wenige
peritetraploide Zellen gehandelt hat, unter denen möglicherweise
noch keine hormoninsensitiven waren.“ Meine anfängliche
Begeisterung für die DNA-Zytometrie ist jedenfalls nach näherem
Studium einer kritischen Distanz gewichen. Die DNA-Histogramme
suggerieren dem Patienten eine objektive Darstellung des
authentischen Krebses, fernab seiner tatsächlichen Größe
und seiner Metastasierungspotentials, und dies in unerschütterlichem
Vertrauen, dass bei der Biopsierung der höchste Gleason auch
erwischt wurde. Des weiteren verbleibt die Darstellung der Struktur
in einer wenig aufschlussreichen Abstraktheit, denn hinter den
chromosomalen Entartungen, ja selbst den diploiden, können sich
unterschiedlichste Pathologien verbergen. Da scheint mir kein
entscheidender Vorteil gegenüber den bisherigen
Pathologieprüfungen und Markern gegeben zu sein.
-
Ich
halte mehr von der DNA-Analyse als vielleicht das Geschriebene
vermuten lässt. Für mich ist es auch durchaus begründbar,
dass im Kampf um Ressourcen aggressivere Krebszellen bei
Eliminierung hormonsensitiver Zellen einen Entwicklungsvorteil
erhalten können. Ich halte jedoch die therapeutischen
Konsequenzen daraus für einseitig und dogmatisch verkürzt.
Zweifellos ist es ein Verdienst zu erkennen, wenn im Frühstadium
evtl. noch WW [Watchful
Waiting – Ed] angesagt
ist. Der frühe radikale Eingriff ist tatsächlich nicht
immer angezeigt. Die dogmatische Logik der Zytometriker führt
jedoch früher oder später unweigerlich zu „Stahl“
oder „Strahl“ und damit in das traditionelle
Therapieraster. Bei diploider Struktur wird WW empfohlen, d. h.
abwarten bis die Entwicklung zur Tetraploidie geht? Bei Tetraploidie
dann aber bloß keine ADT, denn man schafft ja so Platz für
die „Bösen“. Die medikamentöse Behandlung
sieht sich dann wieder in ihre alte „Ausputzerrolle“
gedrängt, wenn die Heilsversprechen der Chirurgie und
Radiologie sich als Irrtum herausstellen.
-
Nein,
eine seriöse Anwendung von Hormontherapien weiß um deren
Grenzen, weiß, dass bei höherer Malignität
zusätzliche adäquate Therapien erforderlich sind und weiß
auch einzuschätzen, in welchen Fällen und zu welchem
Zeitpunkt dies erforderlich werden könnte. Zur HB gehört
auf der Rückhand das chemotherapeutische und radiologische
Arsenal. Noch immer gilt, dass der PK sehr früh eine
systemische Krankheit ist, früher als die die bildgebenden
Gerätschaften nachweisen können, deren Ergebnisse allzu
schnell in unkritischer Sichtweise zur Diagnose „Organbegrenzung“
herangezogen werden. Auch dies scheint in Vergessenheit geraten zu
sein bei denjenigen, die vormals die DHB
als Heilstherapie missverstanden hatten, heute enttäuscht sind,
dass bei ihnen adjuvante Strategien angedacht werden mussten und
jetzt dabei sind, das Kind mit dem Bade ausschütten. Die DHB
hat weiterhin ihre Berechtigung!
-
knut.krueger
schrieb einen Tag später:
-
Mit
Deinem Beitrag starten wir in guter Forumstradition ins Neue Jahr,
nämlich wieder mit einer Verbalattacke, und zwar zum ersten Mal
gegen DNA und Zytometrie (zwei bewährte, etablierte
wissenschaftliche Verfahren), wie dies bisher nur zwischen den
Lagern DHB und Tektomie üblich war.
-
Ich
möchte nun versuchen, die Diskussion wieder zu versachlichen
und gleichzeitig versuchen, meine Überlegungen/Erkenntnisse
besser heraus zu arbeiten.
-
Beginnen
möchte ich mit dem Diagramm von Reinardo:

-
-
Die
DNA-Diagramme suggerieren nun wirklich keine heile Welt, und bei
diesem Ergebnis finde ich es verständlich, dass sich Reinardo
nun kritisch mit der Hormontherapie auseinandersetzt, und er hat
inzwischen selber seinen Standpunkt zur Thematik im Beitrag vorher
dargelegt. Für mich ist dies ein hervorragendes Beispiel für
ein Therapiemonitoring mittels DNA und FNAB mit dem Ergebnis, dass
bei Reinardo mit hoher Wahrscheinlichkeit WW ausreichend bzw. die
bessere Entscheidung gewesen wäre. Aber er hat mit seiner
Aussage, dass die DHB für Ihn seine Sternstunde war trotzdem
Recht, weil zum damaligen Zeitpunkt dies Wissen um DNA und FNAB
nicht öffentlich bekannt war. Er hat für sich alles
richtig gemacht und hat noch seine Prostata und wird wohl
voraussichtlich mit dem eingeschlagenen alternativen Weg und dem
vorgesehenen FNAB und DNA Monitoring zu Recht kommen.
-
Die
wissenschaftlichen Untersuchungen von Prof. Tribukait haben ergeben,
dass
-
-
bei 14 Jahre Beobachtungszeit bei diploider Verteilung zwischen
Hormonbehandlung und WW kein Unterschied in der Überlebenszeit
festgestellt wurde,
-
-
aber ab tetraploider Verteilung eine Hormonblockade gegenüber
WW zur Lebensverkürzung führt.
-
Aus
dieser Untersuchung hat dann Prof. Böcking die so umstrittene
Aussage „Die Guten machen Platz für die Bösen“
abgeleitet.
-
Zu
unserer FNAB-Gruppe gehört auch Schorschel. Schorschel hat GS7
aber mit einer sehr guten diploiden Verteilung. Schorschel macht
schon einige Jahre WW mit zusätzlicher Stimulierung des
Immunsystems sowie Ernährungsumstellung und hat bisher den
PSA-Wert als Kontrolle verwendet, den er über diesen Zeitraum
konstant halten bzw. sogar leicht absenken konnte. Sein DNA-Ergebnis
kennen wir im März, und ich erwarte, dass fast keine
Progression stattgefunden hat.
-
Damit
hätten wir dann das Beispiel, dass bei diploider Verteilung
auch bei höherem GS aktives WW durchaus Sinn macht und nicht
automatisch bei Stahl oder Strahl enden muss.
-
Dies,
lieber Hartmut, sind für mich die Fakten und mir erschließt
sich aus Deinen Ausführungen, worin der Vorteil der DHB als
Ersttherapie gemäß Leibowitz als Ersatz für kurative
Therapien liegt bzw. woraus Du diesen ableitest.
-
Nachstehend
möchte ich nun noch meine persönliche Meinung, um
Missverständnisse über den von mir gesehenen Einsatz der
FNAB auszuschließen, über Screening und Diagnosefindung
darlegen:
-
1.
Jährliche PSA- mit fPSA-Messung.
-
2.
Sollte die Entwicklung der Werte den Verdacht auf PK ergeben, dann
ein PET-Cholin-CT durchführen.
-
3.
Wird der Verdacht durch diese Untersuchung bestätigt, dann eine
PET-Cholin-CT geführte Biopsie durchführen.
-
4.
Ergibt die Biopsie PK mit ermitteltem GS, dann zusätzlich die
DNA bestimmen lassen.
-
5.
Dann Therapieentscheidung und abhängig von dieser
gegebenenfalls FNAB und DNA als Monitoring.
-
Meine
Überzeugung ist, dass GS und DNA zusammen erst eine optimale
Therapieentscheidung in vielen Fällen ermöglichen, und ich
vermute, dass die DNA-Kenntnis auch den Einsatz der Hormontherapie
optimieren kann.
-
Hartmut
antwortete am 4.1.2008:
-
ich
hatte in meinem Beitrag bewusst eine polemische Form gewählt,
weil diese doch die Möglichkeit gibt, pointiert eine Position
herauszustellen. Leider hast Du Dich mit Deiner Antwort
weitestgehend um eine Replik zu meinen kritischen Argumenten
gedrückt und stattdessen Deine bereits bekannte Sichtweise
erneut dargestellt. Gerne will ich jedoch Stellung zu Deinen
Ausführungen beziehen.
-
Du
hast Reinardos Verlauf als beeindruckendes Musterbeispiel für
ein Therapiemonitoring vorgestellt. Unerschütterlich gehst Du
offensichtlich davon aus, daß hier der Tumor in seiner
pathologischen Struktur adäquat abgebildet wird. Es gibt gute
Gründe, diese Darstellungen immer mit Vorbehalt zu beurteilen.
Eine Biopsie und die resultierende pathologische Beurteilung, ob mit
der Stanze oder Feinnadel, ist maximal nur so gut wie das
Zellmaterial, das ich für meine Probe ziehen konnte. Wenn ich
die relevanten GG 4- [GG
= Gleason-Grad – Ed]
oder
auch tretraploiden Anteile nicht erwische, weil meine Nadel 1 mm
daran vorbei zielte, wird eben aus einem tetraploiden Tumor oder
auch GG 4 ein diploider oder GG 3 (eine enge Korrelation
von GG und Plodie sei hier unterstellt). Die empfohlene WW läge
ebenso daneben wie wahrscheinlich die Annahme, dass eine HB längere
Jahre ohne PSA-Anstieg bleiben könnte. Ich neige eher zu
Zweifeln, dass Reinardos Ausgangstumor mit seinem damaligen
Biopsieergebnis adäquat erfasst wurde. Ich hatte mir überlegt
gehabt, ob ich meine Biopsien zur Zweituntersuchung zum Bodensee
oder nach Düsseldorf schicken sollte. Ich hatte PSA 49,
alle sechs Stanzen befallen, und die Erstuntersuchung ergab GS 3+4
und T2c. Das PET/CT zeigte in der linken Prostatahälfte
dorso-apikal deutliche Mehranreicherungen, was auch die
Einzelstanzen bestätigte. Ich durfte also annehmen, dass der GS
3+4 nicht so daneben lag und schickte neugierig meine Biospie zu
Prof. Böcking, da ich es für einen Vorteil hielt zu
wissen, ob sich auch x-ploide Zellen finden lassen und wie die
quantitative Verteilung generell aussieht. Zurück kamen zu
meiner Verwunderung zwei Histogramme: die linke Hälfte
tetraploid, die rechte Hälfte diploid. Ich hatte eine Vermutung
und machte mir die Mühe, beide Diagramme auszuzählen,
aufzuaddieren und ein summarisches Diagramm zu erstellen. Und siehe
da, das Ergebnis scheint mir eine diploide Verteilung zu sein. Dies
wirft natürlich die Frage auf, ob eine Segmentierung einzelner
Tumorareale und deren getrennte Qualifizierung zulässig ist,
gerade auch im Hinblick auf Therapieempfehlungen. Oder kritisch
formuliert: Mit Segmentierung kann ich u. U. auch manipulieren,
um vorgefasste Therapieempfehlungen oder Therapieablehnungen zu
stützen. PSA 49 und WW, das würde nicht
zusammenpassen. WW hatte ich nach meiner Rechnung ca. drei bis vier
Jahre gemacht, wenn auch unfreiwillig und unbemerkt, und hatte den
PSA auf 49 steigen und zeitgleich die Malignität zum
Hochrisikobereich hin wachsen lassen. Man höre und staune: Mich
haben die Ergebnisse aus Düsseldorf darin bestärkt, mit
einer DHB oder HB3 zu beginnen und meine Hoffnung genährt, doch
vielleicht mehrere Jahre ohne harte Zusatztherapie auszukommen. Ich
habe auch geplant, nach Ende der HB in Freiburg eine FNAB machen zu
lassen und nach Düsseldorf zu schicken, ganz im Sinne eines
zwar nicht vorbehaltfreien aber auch nicht untauglich Instruments
der Verlaufskontrolle. Die Therapiesteuerung jedoch orientiert sich
an der Entwicklung der Primärmarker PSA,
T, CGA, NSE,
CEA, AP u. a. Wie es aussieht,
erlaubt die DNA-Zytometrie auch eine Eingrenzung der Personengruppe,
für die WW angesagt ist. Eine diploide Verteilung korreliert
mit langen Verdopplungszeiten und eröffnet die Möglichkeit
langer Jahre ohne Therapie. Wer wollte das bestreiten, aber WW haben
auch schon kluge Patienten gemacht, ohne Befunde von
DNA-zytometrischen Prüfungen zu haben. Und solange WW greift,
bedarf es tatsächlich auch keiner Hormonblockade. Aus meiner
Sicht ist es aber sicherer und unverzichtbar, bei WW auf die
Verdopplungszeiten und die PSA-Entwicklung zu achten, als einem
bescheinigten diploiden Verteilungsstatus zu vertrauen. Einem
glücklichen WW-ler hinterher die Diploidie zu bescheinigen,
dürfte kein Problem sein. Wie Du siehst, Knut, ich bin nicht
generell gegen die DNA-Zytometrie. Ich bin nur dagegen, dieses
Diagnoseinstrument zum Goldstandard zu erheben und dessen Ergebnisse
als Kampfargument gegen die HB zu missbrauchen.
Bei
von Dir gerne angeführten Thesen von Prof. Tribukait
möchte ich mich nicht lange aufhalten. In den Anfängen der
Hormontherapie, den 80ern und frühen 90er-Jahren, hatte man die
Patienten bedenkenlos auf lebenslangen Hormonentzug gesetzt. Es gab
weder eine intermittierende HB noch war die effektivere HB3 bekannt.
Dass dabei Ergebnisse herauskommen, wie Tribukait sie anführt,
wundert mich nicht. Das ist mir ehrlich gesagt zu plump. Dass die
mittlerweile als Schreckgespenst herumgeisternde These „Die
Guten schaffen Platz für die Bösen“ auch für
mich plausibel ist, habe ich bereits erwähnt, und es ist ein
der biologischen Natur nicht fremder Vorgang, wo es immer um
Ressourcenkämpfe geht. Ich denke, Leibowitz geht mit dem
konform, wenn er schreibt: „Ich habe früher schon
versucht, das Phänomen vereinfachend zu erläutern, dass,
wenn ein Mann eine Hormonblockade beendet, das wiederkehrende
Testosteron bevorzugt die hormon-sensitiven Zellen dazu anregt, auf
Kosten der hormonresistenten Zellen wieder zu wachsen. Die wieder
wachsenden "guten Zellen" unterdrücken die
aggressiveren Zellen, und dies erlaubt einem Mann, über längere
Zeiträume ohne Hormonblockade auszukommen.“ Wie bekannt
resultieren u. a. daraus Erwägungen, evtl. nach Ende der
Hormonblockade den T-Anstieg medikamentös zu forcieren.
Reinardo versucht Leibowitz und die DNA-Zytometrie zu versöhnen,
indem er letzterer unterstellt, sie würde die Praxis von
Leibowitz, Erfolge wie Misserfolge, erklären.
- Nun
gut. Unübersehbar ist jedoch – und dies ist der nicht zu
verleugnende fundamentale Gegensatz –, dass die Zytopathologen
Leibowitz angreifen, weil er auch WW-Kandidaten einer HB unterzieht
und auch nur hier Erfolg habe, und dass er ferner Personengruppen
mit Androgenentzug behandelt, die vorhersehbar hinterher eine höhere
Malignität hätten als vor der Therapie. In der Konsequenz
wird deshalb der HB der Anspruch aberkannt, als Primärtherapie
eingesetzt zu werden. Bei Reinardo im Nachhinein zu mutmaßen,
bei ihm sei WW „wahrscheinlich“ besser gewesen als die
DHB finde ich sehr gewagt. Sein Histogramm von 2001 ähnelt
ziemlich dem meinigen. Es hätte nicht lange gedauert und sein
PSA hätte ihm signalisiert: “Junge, jetzt musst du was
tun!“ Welche „kurative Therapie“ hätte man
ihm denn empfohlen? Hätte er das auch wollen? Was würdet
ihr denn mir empfehlen?
-
Man
will von mir Argumente hören für eine DHB als
Primärtherapie bei Kapselbeschränkung statt einer
kurativen. In meinem näheren persönlichen Umfeld kenne ich
drei Personen, die an PK erkrankt waren. Allesamt hatten sie nach
meinem Kenntnisstand günstigere Werte als ich, v. a. was
den PSA-Wert anbetrifft. Mein Halbbruder, Jg 1942, unterzog sich
1999 bei Prof. Huland in Hamburg-Eppendorf einer PEB, zumindest die
Kontinenz betreffend schonend. Ausgangs-PSA 7,6 und Gleason mit 4.
Er galt als geheilt. Vier Jahre später dann ein PSA-Anstieg.
Vermutung: Rezidiv, und Blind-Bestrahlung der Loge, jedoch ohne
Erfolg. Nach zwei Jahren dann Depotspritze (HB1) und nach Absetzen
erneuter Anstieg, aktuell noch unter 1,0 ng/ml, aber steigend.
Ein Freund von mir, Jg 1945, hatte im März 2007 mit PSA
8,0 ng/ml eine laparoskopisch durchgeführte PE bei Prof.
Rassweiler in Heilbronn, ebenfalls eine namhafte Fachkapazität
wie Huland . Er hat seine Kontinenz bis heute nicht erlangt und mit
trauriger Stimme sagte er zu mir: “Weihnachten wird es bei mir
nie mehr geben.“ Er schluckt heute Flutamid und kriegt die
Eligard-Spritze, weil der einzige entnommene Lymphknoten befallen
war. Der dritte Bekannte wurde 2001 mit ein Jahr langem Ärger
bis zur Heilung der OP-Wunden über den Damm operiert, hat aber
Gott sei Dank bis heute seine Ruhe. Warum schreibe ich dies? Die
sog. kurativen Therapien sind nach wie vor zu hohem Anteil mit
irreversiblen Nebenwirkungen verbunden, und das Risiko soll man
zudem eingehen in der Gewissheit, dass bei hohem Prozentsatz die
Krankheit wiederkehrt, manchmal erst nach zehn Jahren. Warum soll
ich mich diesem Risiko aussetzen? Knut, Du setzt Dich vehement dafür
ein, die PET/CT für die Diagnose zu nutzen. Das finde ich
richtig. Falsch finde ich jedoch Deinen Rückschluss, bei
erkennbaren Anreicherungen nur in der Prostata von einer
Kapselbegrenzung auszugehen. Metastasen bilden sich viel früher
als allgemein angenommen. Das PET/CT kann Tumoranhäufungen
unter Erbsengröße nicht erkennen, und angesichts der
hohen Krankheitsrückfallquoten finde ich Lokaltherapien ohne
adjuvante systemische Behandlung generell sehr bedenklich. Es mag
Ausnahmen geben. Knut und Horst, was macht euch eigentlich so
sicher, dass Eure begonnene DHB nicht gut war und systemische
Bereinigungen erzielt hat? Warum hat denn die Strahlentherapie mit
HB bessere Ergebnisse als nur die Lokaltherapie? Ich mache um die
risikobehafteten Lokaltherapien einen Bogen, solange es geht. Ich
hoffe, dass ich nach acht Jahren von mir wie von Reinardos
Lebensqualität berichten kann. Ob dies gelingt, kann ich nicht
wissen. Wenn dies gelingt, hatte ich schon mal diese acht Jahre eine
bessere Lebensqualität aus Tausende von Männern,
beschädigt von der Lokaltherapie und einem zweiten Schock
ausgesetzt, nachdem die Heilsversprechen sich als Irrtum erwiesen
und der Krebs wiederkam. Dies ist meine Position und meine
Begründung für meine DHB. Andere favorisieren eben eine
Lokaltherapie, und es ist ihre Entscheidung, dass sie Risiken
eingehen möchten.
Zum
Schluss möchte ich eine Sache ansprechen, die ich nur ungern
vortrage und bei der ich hoffe, dass ich nicht zu weit gehe. Ich
schätze an den Beiträgen im Forum das hohe fachliche
Niveau, das sich bei Leuten wie Dir, Knut, vor allem auch bei
SHG-Leitern findet. Ich schätze aber auch die auffällige
Zurückhaltung, wenn es um Therapieempfehlungen geht. Mir ist
nicht bekannt, ob dieses irgendwo normativ festgelegt wurde. Es ist
okay, sich für die Nutzung einer Diagnosemöglichkeit stark
zu machen, es ist aber aus meiner Sicht nicht okay, sich lautstark
für oder gegen eine Therapie einzusetzen und dabei diese seine
Wahrheit Ratsuchenden gleich als Empfehlung mitzugeben. In der
theoretischen Diskussion dürfen hier ruhig die Fetzen fliegen.
Keiner hat die Wahrheit gepachtet. Der Krebs ist heterogen und
voller Überraschungen und jede Person reagiert auf Therapien
individuell verschieden. Jeder soll seinen Therapieweg finden und
ihm soll dabei geholfen werden. Für mein Empfinden in völlig
überzogener Weise führst Du einen Feldzug gegen die
Hormontherapie als sei Sie Teufelswerkzeug. Und dies ausgerechnet
gegen eine Therapie, die wahrlich eine schonende Variante ist
verglichen mit den Schäden, die die Chirurgie und Radiologie
anrichten können.
- Dazu
schrieb der genannte Reinardo am selben Tag:
-
Ich
nehme an, dass Knut Dir auf Deine beeindruckende Replik noch etwas
schreiben wird, will mich deshalb beschränken auf einige
Punkte, wo Du Dich auf mich beziehst.
-
Bei
der Feinnadel-Aspirationsbiopsie hat mich überrascht, dass
eigentlich verhältnismässig wenige Zellen abgesaugt
werden, und zwar nach dem Zufälligkeitsprinzip, und aus diesen
Zellen dann das DNA-Histogramm erstellt wird. Wie bei der
Stanzbiopsie besteht hier in der Tat die Gefahr, dass besonders
maligne Zellen nicht erfasst werden. Das räumt Prof. Böcking
in seinem Buch "Mit Zellen statt Skalpellen" auch ein,
wenn er die Treffsicherheit der FNAB mit 86 % Sensitivität
und 96,6 % Spezifität angibt gegenüber 89,3 %
bzw. 98,7 % bei der Stanzbiopsie. Den sampling error
[Abtastfehler – Ed] haben
also beide Arten der Biopsie gemeinsam. Der große Vorteil der
FNAB ist die signifikant geringere Komplikationsrate von 0,9 %
gegenüber 19,8 % bei der Stanzbiopsie und daher ihre
Eignung, in sinnvollen Zeitabständen Rebiopsien zur Kontrolle
der Malignitätsentwicklung vorzunehmen. Dass es hier auch
Ausreißer und gelegentlich Fehlinterpretationen gibt, muss
ebenso hingenommen werden wie bei anderen Verfahren. Mir wurde vor
Jahren in der Universitätsklinik Bonn einmal nach einer
Röntgenaufnahme gesagt, ich hätte keinen Nierenstein. Tage
später wurde in der Praxis des Urologen erneut geröntgt
und der Nierenstein war unübersehbar.
-
Wegen
unterschiedlicher Messverfahren sollte man DNA-Analysen daher immer
im gleichen Institut vornehmen lassen, die FNABs vom gleichen
Urologen unter Ultraschall und in gleichen Zeitabständen. Dann
lässt sich auch ein Trend erkennen.
-
Es
ist m. E. auch nicht richtig, die Befunde allzu starr zu
interpretieren, also z. B. zu sagen: peridiploid = WW,
Hormontherapie unnötig oder gar schädlich. Die Richtigkeit
der Therapie hängt noch von anderen Umständen ab als nur
vom Ergebnis der DNA-Analyse, unter anderem von der Entwicklung des
PSA-Wertes. Man kann sich doch nicht abwartend verhalten, wenn trotz
peridiploidem Befund der PSA-Wert steigt und steigt. Aber wenn er
nicht steigt oder nur im Schneckentempo ansteigt, dann gibt der
Befund DNA = peridiploid die Sicherheit einer guten Prognose
und dass man mit abwartendem Verhalten richtig liegt und
Übertherapie mit gutem Gewissen vermeiden kann. Dass auch
Tribukait die Prognose nicht abhängig macht allein von der
Ploidie, ist seinem Beitrag im Symposium der Bremer Universität
zu entnehmen, worin er ebenso die S-Phase-Fraktion und den Tumorgrad
für die Prognose einbezieht.
-
Nichts
ist so sehr und wird immer wieder in Zweifel gezogen wie die Aussage
Tribukaits, dass agressive Krebszellen einen Wachstumsvorteil
erfahren, wenn man die hormonsensitiven Zellen durch Hormontherapie
eliminiert. Dass es sich hiebei um ältere Untersuchungen
handelt, ist ein schwaches Argument. Jedenfalls wird das Wachstum
agressiver Zellen gebremst, solange bzw. wenn sie sich wieder im
Verbund mit hormonsensitiven Zellen befinden, was durch Dein (mir
nicht bekannt gewesenes) Zitat von Leibowitz bestätigt wird.
Dass es jedenfalls falsch ist, Patienten im fortgeschrittenen
Stadium so lange die Hormonspritze zu geben, bis sich nichts mehr
rührt, damit haben die Zytopathologen doch wohl recht. Da
passiert mit dem Krebs so etwa dasselbe, wie wenn man einen
Verschnitt so lange purifiziert, bis man die reine Substanz erhält,
und das ist dann die tödliche Malignität.
-
Die
Kritik der Zytopathologen an Leibowitz, wie sie insbesondere in
einem Brief Professor Böckings an Ludwig zum Ausdruck kommt,
teile ich nicht, weil ich meine, dass Leibowitz der am wenigsten
geeignete Adressat hierfür ist, weil er die DHB zwar in allen
Erkrankungssituationen anwendet, aber sehr wohl darauf achtet, was
dann passiert, d. h. den Hormonentzug rechtzeitig unterbricht
oder ihn mit antiangiogenen Mitteln oder einer frühzeitigen
Chemotherapie kombiniert, welche auch gegen hormonresistente Zellen
wirkt. Leibowitz therapiert Welten entfernt von dem, was unsere
Urologischen Behandlungsrichtlinien zulassen.
-
Und
ich teile auch ebenso wie Du die Auffassung, dass man "sanfteren"
Therapien wenn möglich den Vorzug geben sollte. Wenn ich mir
einmal überlege, welches Missvergnügen und Einbusse an
Lebensqualität bereits ein Mückenstich verursacht, dann
möchte ich mich schon gar nicht den Nebenwirkungen der REP oder
Blasen- und Darmproblemen als Spätfolgen der Bestrahlung
aussetzen, ganz abgesehen von dem Risiko, durch radikale Maßnahmen
auch nicht geheilt zu sein.
-
Es
gibt sicherlich Arten von Krebs, bei denen eine chirurgische oder
strahlentechnische Maßnahme die einzige Möglichkeit ist,
zu überleben. Beim Prostatakarzinom stehen uns jedoch
Medikamente zur Verfügung und haben innovative Onkologen wie
Leibowitz Möglichkeiten der Therapie entwickelt, mit denen wir
auch ohne Chirurgie und Strahlentechnik gut und lange leben können.
Und das sollten wir anerkennen und nutzen.
-
Und
knut.krueger, ebenfalls am selben Tag:
-
Da
Du meinst, dass ich mich vor Deinen Argumenten bzw. vermeintlich
gewonnenen Erkenntnissen – dargelegt in Deinem vorherigen
Beitrag – um eine Stellungnahme herumdrücken möchte,
gebe ich Dir nun nachstehend meine Meinung zu Deinen Ausführungen:
-
Ohne
dass neue Erkenntnisse vorlägen, hat die Diskussion eine
Verschiebung ihrer Argumente vorgenommen: die „Bösen“
sind nunmehr schon die tetraploiden Zellen. Die Hormontherapie sieht
sich einem Frontalangriff ausgesetzt.
Ich kann mich nicht
erinnern, dies gelesen zu haben. Wenn ich gemeint sein sollte, so
hast Du dies dann mit meiner Aussage verwechselt, dass die
Untersuchung von Prof. Tribukait ergeben hat, dass es ab
tetraploider Verteilung zur Lebensverkürzung im Vergleich zu WW
kommt. Diese Untersuchung ist aber schon seit längerem bekannt.
Bei
K. H. Bichler, einem der Autoren in der GEK-Schriftenreihe
zur Gesundheitsanalyse, Band 41, wird mit der Beschreibung eines
Fallbeispiels zu obiger These ein schaurig-abschreckendes Szenario
zur Wirkung der Hormontherapie präsentiert: „Der
anfänglich weitgehend diploide Tumor mit einigen aneuploiden
Zellen ändert im Verlauf weniger Wochen, bis zu drei Monaten
über hypotetraploid zu multipel aneuploid und damit zu einer
schlechten Prognose.“ (S. 177) Erfreulicherweise wurden bei
dem Beispiel die PSA-Werte und Prüfzeitpunkte für die DNA
mitgegeben. Beim Beispiel-Patienten war nach einem PSA-Anstieg von
1,0 auf 5,5 binnen eines Monats, d.h. einer VZ von 12,6 Tagen (!)
eine Hormontherapie begonnen worden und man hatte ihm bei der
Ausgangs-DNA eine diploide Verteilung bestätigt gehabt. Man
möge sich die Schaubilder auf S. 178 des erwähnten
Aufsatzes kritisch anschauen: Ist dies nicht gleichermaßen ein
Beispiel für die Unzulänglichkeit der DNA-Bildzytometrie?
Hochaggressiven Zellen waren schon vor der Therapie vorhanden und
werden nicht dargestellt!? Hinterher pickt man dann in den Haufen
der übriggebliebenen resistenten Zellkolonien und präsentiert
die verschlechterte Malignität als Ergebnis der HB. Ein an sich
banaler, keineswegs mit neuen Erkenntnissen behafteter Vorgang der
Herausbildung eines Therapieergebnisses, nämlich der Selektion
therapieresistenter Zellen, wird dämonisiert und gegen die
Therapie gerichtet, der Blindheit gegenüber solchen Vorgängen
unterstellt wird. Ein weiteres von Bichler aufgezeigtes
gegenteiliges Fallbeispiel , ebenfalls mit Ausgangs-DNA diploid
verblieb nach mehrjähriger HB trotz zwischenzeitiger
tetraploider Verteilung bei diploid (Schaubilder S. 179). Fast
kleinlaut mutet die Erläuterung hierzu an: „Die
Diskrepanz zu den Thesen von Tribukait könnte sich darin
begründen, dass es sich hier nur um wenige peritetraploide
Zellen gehandelt hat, unter denen möglicherweise noch keine
hormoninsensitiven waren.“
Mir ist nicht ganz klar
geworden, lieber Hartmut, ob dies von Dir eine absurde
Interpretation ist oder eine bewusste Konstruktion quasi ein
Rundumschlag gegen DNA und Zytometrie sein soll, da Dir gewisse
Schlussfolgerungen/Erkenntnisse über die DHB nicht passen, denn
Bichler ist in keiner Weise gegen die Hormontherapie und zitiert nur
Tribukait mit „Tribukait zieht daraus den Schluss, dass eine
Hormontherapie nur bei rein diploiden PCas sinnvoll ist“. Er
bringt zwei Fallbeispiele und liefert im Anschluss auch gleich die
Erklärung für die Schwierigkeit einer guten Diagnose beim
Pca nämlich die außergewöhnliche Heterogenität
desselben.
Ich habe deshalb den Originaltext mit Diagrammen
nachfolgend eingestellt, damit jeder dies einfach mit Deiner obigen
Interpretation vergleichen kann. Anmerken möchte ich noch, dass
sich dieser GEK-Band 41 durch eine sachliche, informative
Darstellung auszeichnet zumindest für den Teil, den ich jetzt
zur Beantwortung gelesen habe.
- Kopie
aus GEK-Band 41:
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Tribukait
zieht daraus den Schluss, dass eine Hormontherapie nur bei rein
diploiden PCas sinnvoll ist. Hierzu als Kasuistik ein im Verlauf
heterogen aneuploides PCa (Stadium 3) unter Hormontherapie bei einem
63 Jahre alten Patienten (Abb. 16). Das obere Bild zeigt den
Zeitpunkt der Biopsien mit DNA-Analysen sowie den Verlauf der
PSA-Bestimmung. Der anfänglich weitgehend diploide Tumor mit
einigen aneuploiden Zellen ändert im Verlauf weniger Wochen,
bis zu drei Monaten über hypotetraploid zu multipel a-neuploid
und damit zu einer schlechten Prognose.
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In
einer anderen Kauistik war bei einem 66 Jahre alten Mann mit einem
T2 Prosta-takarzinom Jahre vor unserer Behandlung eine
Brachytherapie durchgeführt wor-den (Abb. 17). Die Ausgangs-DNA
(1) ergab einen periploiden Status, der sich über 5 Jahre
erhielt. Im weiteren Verlauf kam es zu einer peridiploiden
Verteilung mit erhöhter Proliferationsfraktion, die auch im
dritten Histogramm auftritt, so dass sich hier eine beginnende
tetraploide Stammlinie abzeichnet. Im Histogramm 4 bestätigt
sich dann diese Interpretation. Die Diskrepanz zu den Thesen von
Tribukait könnte sich darin begründen, dass es sich hier
nur um wenige peritetraploide Zellen gehandelt hat, unter denen
mögli-cherweise noch keine hormoninsensitiven waren.
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